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Hervey Bay: Buckelwal
Springender Buckelwal = Humpback whale (Megaptera novaeangliae) - Foto: Manuel + Kathrin Thiele

Hervey Bay: Beobachtungen von Buckel-Walen

Von August bis Mitte Oktober sollte auf eine Fahrt mit einem Walbeobachtungsboot von dem Ferienort Hervey Bay nicht verzichten. Es ist ein einmaliges Erlebnis.
In dieser Zeit halten sich mehr als 25% der attraktiven australischen Buckelwale (Humpback whales) in der Bucht auf und zeigen gern ihr akrobatisches Können

Jahreszeitliche Wanderungen:.

Buckelwale unternehmen wie auch viele andere Wale jahreszeitliche Wanderungen in den Ozeanen.
Im Südsommer halten sie sich in der Antarktis in der Nähe des Schelfeises auf, um riesige Mengen von Krill (fingerlange planktische Krebse) oder von kleinen Fischen zu fressen. Haben sie einen Schwarm entdeckt, so schwimmen sie mit geöffnetem Maul hindurch und können dabei durch den sehr dehnbaren Hals (beim Springen der Tiere sieht man die Hautfalten, die sogenannten Furchen) riesige Mengen Wasser aufnehmen. Nach dem Schließen des Maules drücken sie alles Wasser heraus, die Beutetiere bleiben im Filterapparat der hornigen Barten hängen und werden verschluckt. Bei Bedarf verwenden sie aber auch andere raffinierte Methoden des Beutefanges: Um die Fische in einem Schwarm zu konzentrieren, tauchen sie unter den Schwarm und bilden einen ringförmigen Vorhang aus Luftblasen. Kleine Fische meiden turbulentes Wasser und durchdringen nicht das Luftblasennetz.. Dann schwimmen die Wale mit weit geöffneten Maul von unten durch den Fischschwarm.

In der Antarktis können sie aber nicht bleiben, da im Südwinter sich das Schelfeis ausbreitet und sich über die Krillschwärme schiebt. Da weiterhin ihre Jungen nach der Geburt noch keine isolierende Fettschicht haben, können sie diese auch nur im warmen Wasser gebären. Deswegen wandern sie in tropennahe Gewässer, wo sie aber kaum noch Nahrung finden. Sie müssen von ihren Fettreserven leben. Die australische Population wandert an der West- und Ostküste dieses Kontinents in die Subtropen, dort paaren sie sich neu und gebären die Jungen. Auf der Rücktour sammeln sie sich in warmen küstennahen Gewässern wie denen der Hervey Bay, um zu dösen und um ihre Kälber heranwachsen zu lassen.
Im Oktober ist die Fettschicht der Jungen dick genug, so dass sie in kleinen Familienverbänden zu ihren Nahrungsgründen in die Antarktis zurückschwimmen können.

Whale-Watching Tour von Hervey Bay aus
Whale Watching Tour von Hervey Bay aus, Foto: Manuel + Kathrin Thiele

Whale Watching Tour von Hervey Bay aus:

Im Oktober 2009 waren wir mit auf der letzten Fahrt der Saison. Wir hatten Glück, der Kapitän des Bootes fand noch ein Wal-Weibchen mit einem spät geborenen Kalb und einem eskortierenden Männchen. Ruhig und zielstrebig zogen sie ihre Bahn. Spektakulär war es nicht.
Aber zufällig näherte sich ein weiteres Männchen und wollte die Mutter-Kind-Gruppe übernehmen. Die begleitenden Männchen schützen Kalb und Mutter auf dem Weg in die Antarktis vor Angriffen durch Schwertwale. Bei erfüllter Aufgabe hat das Männchen dann die große Chance, Vater des nächsten Kalbes zu werden. Jetzt wurde es lebhaft, es kam zu Rangeleien zwischen den Tieren, Wasser spritzte. Der Neue versuchte den Alten in mehreren Versuchen abzudrängen. Als ihm das nicht gelang, katapultierte er sich immer wieder aus dem Wasser und ließ sich nach einer halben Drehung mit dem Rücken zuerst aufs Wasser fallen (Bilder oben und unten). Welch ein beeindruckendes Schauspiel, wenn sich ein 20-30to schweres Tier aus dem Wasser katapultiert. Später wälzte sich das neue Männchen immer wieder im Wasser herum, zeigte seine riesigen Brustflossen (die Vorderflossen erreichen 1/3 der Körperlänge, also bis zu 5m) oder klatschte mit ihnen oder der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche. Unter Wasser muss das ein Riesenlärm verursacht haben. Wahrscheinlich sind das alles Signale der innerartlichen Kommunikation. Dieses als Kraftdemonstration, als Imponierverhalten, als Aufforderung zum Wechsel des Begleiters zu deuten, liegt nahe. (Es werden aber noch andere Deutungen für dieses Verhalten genannt.)

Heutzutage zeigen die Wale keine Angst vor den Touristenbooten. Sie ignorieren sie einfach. Manchmal hat es sogar den Anschein, dass die Tiere auf die begeistert klatschenden Menschen auf den Booten reagieren. Ein Walforscher: "Ein Walbeobachtungsschiff ist wie ein Zoobesuch für einen Buckelwal.

Buckelwa (Humpback Whale)
Hervey Bay: die Akrobaten unter den Walen: Buckelwale (Humpback whale) - Foto: Manuel + Kathrin Thiele

Furchenwale:

Buckelwale gehören zur Gruppe der Furchenwale, die Falten auf der Halsunterseite (Bild oben und in der Mitte) ermöglichen eine deutliche Vergrößerung der Mundhöhle, was für den Beutefang wichtig ist. Beim Abtauchen biegen sie ihren Rücken, weshalb sie ihren Namen bekommen haben. Die anderen Vertreter, wie z.B. der Blauwal, sind schlanker, haben einen verhältnismäßig kleinen flachen Kopf, eine nicht so dicke Fettschicht und können deswegen schneller schwimmen (andere Wale überhitzen nach längerer Strecke schnellen Schwimmens, da sie nur über die Schwanzflosse Wärme abgeben können). Sie halten sich auch nicht wie die Buckelwale in Landnähe auf.
Deswegen konnten die Buckelwale schon früh zusammen mit den Glattwalen von landgestützten Stationen aus mit Ruderbooten gejagt werden. Aber erst die Jagd mit Hilfe von Fabrikschiffen und Harpunenkanonen im 20. Jahrhundert brachte diese Art fast zur Auslöschung.
Seit dem Walfang-Moratorium (internationaler Vertrag über ein Verbot des Walfanges) von 1986 haben sich die Bestände wieder erholt. Man (WWF) geht heutzutage von einem Gesamtbestand von ca. 65 000 Tieren aus.

Beobachtung des Südkapers oder des Südlichen Glattwales (Southern Right Whale)

Buckelwal: Hervey Bay
Die Pigmentierung der Unterseite der Schwanzflosse ist ein individuelles Erkennungsmerkmal - Foto: Manuel + Kathrin Thiele