Hervey Bay: Beobachtungen
von Buckel-Walen
Von August
bis Mitte Oktober sollte auf eine Fahrt mit einem Walbeobachtungsboot
von dem Ferienort Hervey Bay nicht verzichten.
Es ist ein einmaliges Erlebnis.
In dieser Zeit halten sich mehr als 25% der attraktiven
australischen Buckelwale (Humpback
whales) in der Bucht auf und zeigen gern ihr akrobatisches
Können
Jahreszeitliche Wanderungen:.
Buckelwale unternehmen wie auch viele andere Wale jahreszeitliche
Wanderungen in den Ozeanen.
Im Südsommer halten sie sich in der Antarktis in der
Nähe des Schelfeises auf, um riesige Mengen von Krill
(fingerlange planktische Krebse) oder von kleinen Fischen zu fressen. Haben sie einen
Schwarm entdeckt, so schwimmen sie mit geöffnetem Maul
hindurch und können dabei durch den sehr dehnbaren
Hals (beim Springen der Tiere sieht man die Hautfalten, die sogenannten Furchen) riesige Mengen Wasser aufnehmen. Nach dem Schließen
des Maules drücken sie alles Wasser heraus, die Beutetiere
bleiben im Filterapparat der hornigen Barten hängen
und werden verschluckt. Bei Bedarf verwenden sie aber auch
andere raffinierte Methoden des Beutefanges: Um die Fische in einem Schwarm zu konzentrieren, tauchen sie unter den Schwarm und bilden einen ringförmigen Vorhang aus Luftblasen. Kleine Fische meiden turbulentes Wasser und durchdringen nicht das Luftblasennetz.. Dann schwimmen die Wale mit weit geöffneten Maul von unten durch den Fischschwarm.
In der Antarktis können sie aber nicht bleiben, da
im Südwinter sich das Schelfeis ausbreitet und sich
über die Krillschwärme schiebt. Da weiterhin ihre
Jungen nach der Geburt noch keine isolierende Fettschicht
haben, können sie diese auch nur im warmen Wasser gebären.
Deswegen wandern sie in tropennahe Gewässer, wo sie
aber kaum noch Nahrung finden. Sie müssen von ihren
Fettreserven leben. Die australische Population wandert
an der West- und Ostküste dieses Kontinents in die
Subtropen, dort paaren sie sich neu und gebären die Jungen.
Auf der Rücktour sammeln sie sich in warmen küstennahen
Gewässern wie denen der Hervey Bay, um zu dösen
und um ihre Kälber heranwachsen zu lassen.
Im Oktober ist die Fettschicht der Jungen dick genug, so
dass sie in kleinen Familienverbänden zu ihren Nahrungsgründen
in die Antarktis zurückschwimmen können.
Whale Watching Tour von Hervey Bay aus:
Im Oktober 2009 waren wir mit auf der letzten Fahrt der
Saison. Wir hatten Glück, der Kapitän des Bootes
fand noch ein Wal-Weibchen mit einem spät geborenen Kalb
und einem eskortierenden Männchen. Ruhig und zielstrebig
zogen sie ihre Bahn. Spektakulär war es nicht.
Aber zufällig näherte sich ein weiteres Männchen
und wollte die Mutter-Kind-Gruppe übernehmen. Die begleitenden
Männchen schützen Kalb und Mutter auf dem
Weg in die Antarktis vor Angriffen durch Schwertwale. Bei
erfüllter Aufgabe hat das Männchen dann die große
Chance, Vater des nächsten Kalbes zu werden. Jetzt
wurde es lebhaft, es kam zu Rangeleien zwischen den Tieren,
Wasser spritzte. Der Neue versuchte den Alten in mehreren
Versuchen abzudrängen. Als ihm das nicht gelang, katapultierte
er sich immer wieder aus dem Wasser und ließ sich
nach einer halben Drehung mit dem Rücken zuerst aufs
Wasser fallen (Bilder oben und unten). Welch ein beeindruckendes Schauspiel,
wenn sich ein 20-30to schweres Tier aus dem Wasser katapultiert.
Später wälzte sich das neue Männchen immer
wieder im Wasser herum, zeigte seine riesigen Brustflossen
(die Vorderflossen erreichen 1/3 der
Körperlänge, also bis zu 5m) oder klatschte mit
ihnen oder der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche.
Unter Wasser muss das ein Riesenlärm verursacht haben.
Wahrscheinlich sind das alles Signale der innerartlichen
Kommunikation. Dieses als Kraftdemonstration, als Imponierverhalten,
als Aufforderung zum Wechsel des Begleiters zu deuten, liegt
nahe. (Es werden aber noch andere Deutungen für dieses
Verhalten genannt.)
Heutzutage zeigen die Wale keine Angst vor den Touristenbooten. Sie ignorieren sie einfach. Manchmal hat es sogar den Anschein, dass die Tiere auf die begeistert klatschenden Menschen auf den Booten reagieren. Ein Walforscher: "Ein Walbeobachtungsschiff ist wie ein Zoobesuch für einen Buckelwal.
Hervey Bay: die Akrobaten unter
den Walen: Buckelwale (Humpback whale) - Foto: Manuel + Kathrin Thiele
Furchenwale:
Buckelwale gehören zur Gruppe der Furchenwale,
die Falten auf der Halsunterseite (Bild oben und in der Mitte) ermöglichen
eine deutliche Vergrößerung der Mundhöhle,
was für den Beutefang wichtig ist. Beim Abtauchen biegen sie ihren Rücken, weshalb sie ihren Namen bekommen haben. Die anderen Vertreter, wie z.B. der Blauwal, sind schlanker,
haben einen verhältnismäßig kleinen flachen
Kopf, eine nicht so dicke Fettschicht und können deswegen
schneller schwimmen (andere Wale überhitzen nach längerer
Strecke schnellen Schwimmens, da sie nur über die Schwanzflosse
Wärme abgeben können). Sie halten sich auch nicht
wie die Buckelwale in Landnähe auf.
Deswegen konnten die Buckelwale schon früh zusammen
mit den Glattwalen von landgestützten Stationen aus
mit Ruderbooten gejagt werden. Aber erst die Jagd mit Hilfe
von Fabrikschiffen und Harpunenkanonen im 20. Jahrhundert
brachte diese Art fast zur Auslöschung. Seit dem Walfang-Moratorium (internationaler Vertrag über ein Verbot des Walfanges) von 1986 haben sich die Bestände wieder erholt. Man (WWF) geht heutzutage von einem Gesamtbestand von ca. 65 000 Tieren aus.
Beobachtung des Südkapers oder des Südlichen
Glattwales (Southern Right Whale)