Fortpflanzung der Nacktaugenkakadus (Cacatua sanguinea = Little Corella)
Wie bei vielen Vögeln der australischen semiariden Gebiete ist auch die Brutzeit der Nacktaugenkakadus von den jeweiligen klimatischen Faktoren stark abhängig, im Norden Australiens beginnt sie schon im dortigen Winter, im Süden im Frühjahr. Wenn Wasser zur Verfügung steht, nach ausgiebigen Regenfällen oder wie hier im Hattah-Kulkyne NP nach der Flutung der vorher völlig trocken gefallenen Seen kommen diese Vögel in Brutstimmung. Die Paare sondern sich vom Schwarm ab und suchen ihre Baumhöhlen auf, die sie Jahr für Jahr immer wieder benutzen. Die Brutreviere liegen nur bei einem Mangel an geeigneten Nistmöglichkeiten dicht zusammen. Hier im Hattah-Kulkyne NP gibt es aber viele Nistmöglichkeiten, denn hier wachsen viele alte Fluss-Eukalypten (River Red Gum) , bei denen sich durch das Absterben und Abwerfen ganzer Äste viele natürliche Höhlungen im Baum gebildet haben.
Verhalten während der Balz:
Kakadus sind monogam und die Partner - an der Gefiederfärbung kann man ihr Geschlecht nicht erkennen, d.h. ein Geschlechtsdimorphismus ist nicht vorhanden - bleiben lebenslang, zumindest viele Jahre, zusammen. Erst mit dem Tod eines Partner endet die Paarbeziehung. Schon deutlich vor der eigentlichen Paarung zeigen die Partner ein ausgeprägtes Balzverhalten mit gegenseitiger Gefiederpflege und gegenseitigem Füttern (siehe Bild oben). Letzteres ist aus dem Verhalten beim Füttern von Jungtieren entnommen. Wir sprechen dann von einem ritualisiertem Verhalten. Dieses Verhalten festigt die Bindung zwischen den Tieren und synchronisiert die Paarungs- und Brutstimmung.
Die Bereitschaft zur Kopulation versucht ein Männchen aber zusätzlich durch andere Verhaltensweisen zu fördern. Rufend verbeugt es sich, schlägt mit den Flügeln, wippt mit dem aufgefächerten Schwanz oder stolziert mit aufgerichteter Haube vor der Partnerin herum. Ist letztere dazu endlich bereit, so duckt sie sich und lässt das Männchen aufsteigen.
Nacktaugenkakadus brüten in Baumhöhlen, die sie für ihre Zwecke passend machen, immer in der Nähe von Wasser. Jedes Jahr wieder suchen sie dieselbe Nistgelegenheit auf. Nur die Auskleidung mit Holzspänen wird erneuert. Die wenigen Eier (2 bis 4) werden in zeitlichen Abständen gelegt und gleich von Anfang an von beiden Partnern bebrütet. Dadurch sind die Jungen verschieden alt, bei Futterknappheit wird das älteste beim Füttern bevorzugt, so dass auch unter ungünstigen Umständen ein Junges überleben kann. Etwa nach 8 Wochen verlassen die Jungen ihre Höhle, bleiben aber in der Nähe und werden noch mehrere Wochen lang von den Eltern gefüttert. Nur an der Größe - nicht aber am Aussehen - kann man dann die Jungvögel von den Eltern unterscheiden.