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Sturmtaucher bei Port Fairy
Kurzschwanz-Sturmtaucher ( Puffinus tenuirostris = Short-tailed Shearwater )

Kurzschwanz-Sturmtaucher ( Puffinus tenuirostris = Short-tailed Shearwater )

Lebensweise der Sturmtaucher:

Sturmtaucher sind perfekt an das Leben auf hoher See angepasst. Ihre langen schmal geschnittenen Flügel ermöglichen ihnen außerordentliche Segeleigenschaften, ihre höchste Leistung kann sich aber erst bei kräftigem Wind entfalten. Im Sturzflug tauchen sie ins Wasser und fangen kleine Fische, Kalmare oder Krill-Krebse. Sie können Luftströme über den Wellen nutzen und so ununterbrochen mittels einiger weniger aktiver Flügelschläge nur ein wenig über der Wasserfläche segeln. Zwischendurch können sie dann aus dem Flug Nahrung von der Wasseroberfläche aufpicken.

Viele Monate bleiben die Sturmtaucher meist in großen Schwärmen auf dem Meere. Das durch die Nahrung ständig aufgenommene Salz scheiden sie durch Salzdrüsen im Nasenraum aus. Die Nasen bilden kleine Röhrchen (am Grunde des Schnabels sichtbar), die die Abgabe von Salzlake auch im schnellen Flug, also bei kräftigem Gegenwind ermöglichen. Nicht nur dieses Merkmal erinnert an die größeren Albatrosse.

Fortpflanzung:

Nur zum Brüten kommen die Sturmtaucher an Land und dann nur im Schutze der Dunkelheit. Denn sie wären den tagaktiven Möwen an Land hilflos ausgeliefert. Da ihre Brut und sie selbst leicht Beute von Landraubtieren oder Ratten werden können, brüten sie in großen dichten Kolonien in selbstgegrabenen Höhlen von Inseln oder von Halbinseln. Dort kommen diese Räuber nicht vor. Die Höhlen graben sie gern in Dünen oder weichem Sand.

Die Vegetation muss zusätzlich weich und saftig sein. Nicht weil sie diese fressen, sondern weil sie das Landen erleichtert, ja erst möglich macht. Denn an Land zahlen sie für die Optimierung ihres Körpers im Hinblick auf ihre außergewöhnlichen Flugeigenschaften. Ihre Beine/Füße sind so schwach ausgebildet, dass sie beim Wassern auf dem Meer zwar noch mit Hilfe der Flügel und ihrem ausgefahrenen "Fahrwerk" in Form der Füße den Schwung von der hohen Fluggeschwindigkeit noch sicher genug abbremsen können, nicht aber auf dem Land. Häufig purzeln sie dann nach der Landung über den Boden. Sie sind echte Bruchlander. Auf Felsenuntergrund würden sie sich sogar alle Knochen brechen. An Land sind sie unbeholfen und bewegen sich mehr rutschend fort, wobei sie Beine, Flügel und Schnabel zur Hilfe nehmen. Sie suchen danach ihren Partner, der in einer Bruthöhle das Ei bebrütet, oder ihr Junges, das begierig auf Nahrung wartet. Sie folgen dabei den Rufen des Partners bzw. finden auch mit Hilfe ihres Geruches die richtige Bruthöhle.

Kurzschwanz-Sturmtaucher ( Puffinus tenuirostris = Short-tailed Shearwater )

Wanderungen der Sturmtaucher:

Die Tiere halten im Jahr einen bestimmten Wanderzyklus streng ein:

Rückkehr:

Ende September kommen sie von ihrer ca. 15.000km langen Wanderung um den Nordpazifik (im Uhrzeigersinn bis nach Alaska) nach Griffiths Island zurück und suchen ihre alte Nesthöhle und ihren alten Partner wieder auf. Sturmtaucher sind monogam und bilden eine langdauernde Partnerschaft. Trennungen passieren, wenn eine Brutsaison nicht erfolgreich endete. Die Vögel rufen, um den Partner zu finden und um die Bindung wieder zu erneuern.* Haben die Partner sich wieder gefunden, säubern beide zusammen die Höhle, was einige Wochen in Anspruch nimmt.

Paarung:

Sie verlassen danach die Brutplätze, Balz und Paarung findet wieder auf der offenen See statt. Brutgeschäft: Ende November sind sie wieder zurück, das Weibchen legt ein Ei. Geht dieses verloren, so wird keines nachgelegt. (Der Aufwand für die Herstellung der großen Eier dürfte zu hoch sein.) Beide Partner brüten nacheinander das Ei aus.

Brutpflege:

Nachdem das geschlüpfte Junge nach einigen Tagen seine Körpertemperatur selbst regulieren kann, wird es allein gelassen. Die Altvögel suchen auf dem offenen Meer nach Futter und kommen abends zur Versorgung des Jungen zurück. Diese Ausflüge können aber mehrere Tage dauern, so dass das Junge nicht an jedem Abend gefüttert wird. Zur Fütterung würgen die Eltern einen öligen Magensaft aus vorverdautem Futter in den Schnabel des Jungvogels, der wegen der großen kalorienhaltigen Nahrungsmengen außerordentlich schnell heranwächst. Zum Schluss kann er schwerer geworden sein als die Eltern. Die Jungen speichern dabei so viel Fett, dass sie früher als "Hammel-Vögel" (Muttonbirds) in großen Massen für die menschliche Ernährung gesammelt wurden.

Abflug:

Im April verlassen die Altvögel ihr Junges und starten mit ihrer Wanderschaft um den nördlichen Pazifik herum. Im Mai sind dann auch die Jungvögel flügge und folgen den Eltern auf ihrer Wanderschaft.

* Dieses Sich-Finden konnten wir auf Heron Island bei einer nahe verwandten Art (Keilschwanz-Sturmtaucher, Puffinus pazificus, Wedge-tailed Shearwater) beobachten. Auszüge aus einem Rundbrief:

"Erst nach dem Eintritt der Dunkelheit setzt das vielstimmige wimmernde Weinen ein: Jammern, Weinen, Schluchzen, mal an-, mal abschwellend, aber nicht endend. Man denkt an eine Neugeborenenstation. Es kommt aus allen Richtungen. Bei schwachem Licht sieht man einen schwarzen Schatten, der auf dem Boden dahin huscht, an der Stelle bleibt und wieder weiter huscht. Leuchtet man mit der Taschenlampe diesen Schatten an, so entpuppt er sich als Vogel: Sturmtaucher. Und wenn 8 - 10 Vögel wenige Meter von unserer Bungalow-Terrasse entfernt während der ganzen Nacht jammern, könnt Ihr Euch vorstellen, dass dieses Werben uns doch in der ersten Nacht den Schlaf geraubt hat. Nicht umsonst lagen auf den Nachttischen Ohropax-Packungen."

Reise- und Fototipps:

Auf "Griffiths Island " bei Port Fairy (Victoria) gibt es nicht nur eine Beobachtungsplattform, sondern auch einen gepflegten Rundwanderweg, damit man nicht in Sturmvogelhöhlen einbricht. Das ist leicht möglich, da die Bruthöhlen dicht zusammen liegen und nur in weiche Erde eingegraben worden sind. Wir hatten Glück und standen in der Einflugschneise der Sturmtaucher. Gegen den noch hellen Himmel konnten wir sie kommen sehen, rechts und links von uns rauschten die Tiere mit hoher Geschwindigkeit und lautem Geräuschen vorbei, um im Dunkel der Insel zu landen. Sucht man dann die Tiere mit der Taschenlampe, so entschwinden sie schnell, wenn man sie anleucht

Sturmtaucher bei Port Fairy, Vic
Kurzschwanz-Sturmtaucher ( Puffinus tenuirostris = Short-tailed Shearwater )