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Eukalyptus-Blätter fressender Koala
Koala beim Fressen von Eukalyptus-Blättern

Koalas, Ernährung als Nahrungsspezialist:

Diese Tiere haben sich vollständig auf die Ernährung mit Eukalyptus-Blättern spezialisiert. Diese Nahrung ist aber reich an Fasern bzw. Ballaststoffen und hat einen geringen Nährwert. Zudem enthalten diese Blätter ätherische Öle (Eukalyptus-Öl), die in größeren Mengen genossen giftig wirken.

Der Baum hat gerade die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe in seine Blätter eingelagert, damit sie nicht allen möglichen Tieren - unspezialisierten Pflanzenfressern - als Nahrung dienen können. Besonders junge Blätter enthalten als Schutz diese Stoffe, da sie ohne großen Energieaufwand von der Pflanze hergestellt werden können. Ältere Blätter investieren stärker in den Schutz durch faserartige Polysaccharide (Zellulose u.ä.), die schwer verdaulich sind.

Koalas fressen dementsprechend nicht wahllos irgendwelche Eukalyptus-Blätter, sie bevorzugen die Blätter bestimmter Arten und die Blätter bestimmter Bäume einer Art, z.B. die auf einem nährstoffreichen Boden wachsen. Weiterhin fressen sie auch nicht jedes Blatt eines Baumes unabhängig von seinem Alter. Wichtig ist wohl immer ein geringer Gehalt an ätherischen Ölen und anderen giftig wirkenden Stoffen.

Deswegen ist es auch so schwer, Koalas in Zoos außerhalb Australiens zu halten. Es müssen nicht nur die Blätter bestimmter Eukalyptus-Arten geliefert werden, sondern auch nur die, die den von den Koalas gewünschten "Reifegrad" haben. Gelingt das nicht, so vergiften sich die Tiere langsam durch das Fressen ungeeigneter Nahrung. Wichtig ist auch die Herkunft der Tiere. Koalas aus Queensland fressen ganz andere Blätter als die aus Victoria. Weiterhin wechseln die Tiere in der Natur aus bisher unerklärlichen Gründen manchmal ihre Nahrungsbäume, sogar auf Blätter von Teebäumen oder Akazien greifen sie manchmal zurück.

Der langsame Stoffwechsel der Koalas ermöglicht eine lange Aufenthaltsdauer des Nahrungsbreies im Darm, so dass es dem Tier möglich ist, so viele Nährstoffe wie möglich aus der Nahrung zu gewinnen. Außerdem gibt es genügend Zeit die Nahrung zu entgiften. Wegen des langsamen Stoffwechsels benötigen sie nur wenig Energie, um alle Lebensprozesse aufrecht zu halten. Zusätzlich sparen sie noch Energie, indem sie 20-22 Stunden am Tag dösen bzw. schlafen. Die energiearme Nahrung zwingt Koalas, "auf Sparflamme zu leben".

Zur Verdauung der faserigen Blätter haben die Koalas ihren Blinddarm stark verlängert, er hat eine Länge von erstaunlichen 200cm. (Zum Vergleich: der menschliche Blinddarm hat nur eine Länge von 6-8cm.) In diesem Blinddarm (Caecum) leben Abermillionen von Bakterien, die in der Lage sind, die für ein Säugetier unverdaulichen Ballaststoffe (Zellulose u.ä.) aufzuspalten, so dass die anschließenden Darmteile (Dickdarm) diese Spaltprodukte aufnehmen können.

Dieses System, die Zellulose verarbeitenden Bakterien in einem riesig entwickelten Blinddarm zu halten, haben übrigens auch die Pferde und die Nasenaffen. Diese Problemlösung ist aber nicht so gut, wie das System der Kängurus und besonders der Wiederkäuer, die die Aufspaltung der Zellulose in einem bestimmten Magenteil von Bakterien und Einzellern durchführen lassen. Denn der anschließende Dünndarm ist auf die Resorption von allen Nährstoffen spezialisiert, während der dem Blinddarm anschließende Dickdarm vor allem Wasser, Nährsalze und Vitamine aufnimmt. Dieses äußert sich auch in der unterschiedlichen Artenvielfalt der jeweiligen Gruppe: Es gibt nur eine Koala-Art, aber eine ganze Reihe verschiedener Känguru-Arten. Genau so wie es wenige Pferdeartige gibt (Pferd, Esel, Zebra), aber viele verschiedene Wiederkäuer-Arten: vom Kamel bis zum Rind, von der Ziege bis zu den Hirschen.

Trotz aller Tricks können letztendlich Koalas nur 25% der in ihrer Nahrung erhaltenen Energie aufnehmen.
Nur das in den Blättern enthaltene Wasser nehmen sie vollständig auf, so dass sie normalerweise nicht trinken müssen. (So bedeutet der Name Koala in einer der Sprachen der australischen Ureinwohner soviel wie: "Trinkt nichts".)
Die ätherischen Öle geben sie teilweise über ihre Haut ab, so dass sie wie Eukalyptusbonbons riechen.

Wenn die Jungtiere von der Muttermilch entwöhnt werden, d.h. den Beutel verlassen, und auf die Blattnahrung umgestellt werden, müssen sie von der Mutter besondere Kotpillen ("Pap" genannt) aufnehmen, die die notwendigen Mikroorganismen enthalten. Diese Mikroorganismen sind nicht von Geburt an im Körper des Jungtieres, sind aber essenziell für die Verdauung der Blätter.

Koala, beim Fressen von Eukalytusblättern
Koalas haben sich auf das Fressen von Eukalyptusblättern spezialisiert