Fortpflanzung des Kammmolches ( Triturus cristatus ) 2:
Signale und Auslöser bei der Paarung

Warum ist das Paarungsverhalten von Tieren - auch das der Molche - so kompliziert? Warum besteht die Balz aus einer Reihe von Verhaltensweisen, die wir zusammen als Handlungskette bezeichnen?
Betrachten wir, was geschieht, wenn Kammmolche in Hochzeitsstimmung aufeinandertreffen.

aaaaaa Begegnung der Geschlechter aaa Paarung des Kammmolches: Geruchskontrolle aaaaaa
 
Partnersuche im Tümpel und Weiher:
Etwas Dunkles, das sich bewegt, erregt die Aufmerksamkeit des Männchens, löst die Annäherung aus ( linkes Bild ) und die Kontrolle auf arttypische Duftstoffe, die ein paarungsbereites Weibchen produziert ( rechtes Bild ). Dabei hebt das Männchen den Kopf, während es beim Riechen von Beute den Kopf auf den Boden senkt.

Paarung des Kammmolches
Zuwedeln von Geruchsstoffen
Paarung des Kammmolches
Männchen mit weit geöffneter Kloake

Werbung auf Kammmolch-Art:
Ist die Duftstoff-Kontrolle positiv ausgefallen, so verstellt das Männchen dem Weibchen den Weg, zeigt sich in seiner ganzen Größe ( linkes Bild), macht einen "Katzenbuckel", gibt Duftstoffe mit weit geöffneter Kloake ( Bild Mitte unten ) ab und wedelt diese mit dem Schwanz dem Weibchen zu ( Mitte ). Das wiederholt das Männchen im unregelmäßigem Wechsel so lange, bis das Weibchen durch Annäherung darauf reagiert. Bleibt das Weib-chen weiterhin unwillig, so peitscht das Männchen durch einen heftigen Schwanzschlag einen Schwall Wassser um den Kopf des Geschlechtspartners ( rechtes Bild ) und wieder-holt die vorher gezeigten Verhaltenselemente. Entweder wendet sich das Weibchen irgend- wann ab oder es reagiert.

  Abgabe des Spermienpaketes   Abgabe des Spermienpaketes  

Ist das Weibchen paarungsbereit, nähert es sich dem Männchen. Letzteres dreht sich um und entfernt sich vom Weibchen unter "Kringeln" des Schwanzes. ( Bilder oben - im Ausschnitt erkennt man die Spermatophore - Pfeil -, die noch nicht abgegeben wurde. ) Wenn das Weibchen folgt, d.h. wenn es die Schwanzkante des Männchens mit der Schnauze berührt, legt das Männchen ein Spermienpaket - eine sogenannte Spermatophore - auf ein Steinchen o.ä. ab und führt durch Wedeln mit dem Schwanz das Weibchen darüber, das dann das Paket mit der Kloake aufnimmt.

Analysiert man dieses Verhalten, so löst das Verhalten des einen Geschlechtes ein bestimmtes Verhalten des anderen Geschlechtes aus. Dieses ist wiederum Auslöser für das erste Geschlecht, usw.. Solche Reaktionsketten sind typisch für die Balz von Tieren, besonders bei der der Reptilien und der der Vögel. Sie werden Handlungsketten genannt.

Handlungskette in einer grafischen Darstellung:

Verhalten des Weibchens =
Auslöser
für ...
Verhalten des Männchens =
Bewegung  
 
?
Annäherung und Geruchskontrolle
Abgabe von arteigenen Duftstoffen  
 


a) Wegverstellen mit Katzenbuckel
b) Zuwedeln von Duftstoffen
c) Schlagen mit dem Schwanz
Annäherung  
  Kehrtwendung und Schwanzwedeln
Berührung des Schwanzes  
 
Abgabe des Spermienpaketes und Führen unter Schwanzwedeln
Aufnahme des Spermienpaketes mit der Kloake    
Warum besteht Paarungsverhalten häufig aus einer Handlungskette?
Durch diese Reaktions- oder Handlungskette wird sichergestellt, dass nur Individuen einer Art sich paaren, dass beide Tiere gleich stark motiviert zur Paarung sind und dass das Weibchen dann auch wirklich die Spermatophore aufnimmt.
Besser versteht man die Bedeutung des Balzverhaltens, wenn man das Paarungsverhalten nahe verwandter Arten miteinander vergleicht:
Vergleich des Paarungsverhalten zwischen Kamm- und Teichmolch: Vergleich

 

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Kloake:
Dieses Organ findet man bei Amphibien, Reptilien und Vögeln. Enddarm, Harnleiter und Ge-schlechtsleiter münden gemeinsam in einen Raum, den wir Kloake nennen. Diese ist bei den balzbereiten Männchen starkt angeschwollen.