Vergleich des Paarungsverhaltens
von Teichmolch und Kammmolch
( Triturus vulgaris und cristatus )

Verhaltenselemente und Auslöser der Handlungsketten
Genauso wie beim Kamm-Molch besteht die Balz des Teichmolches aus einer Reihe von Verhaltenselementen, wobei die Reaktion des einen Geschlechtes Auslöser für eine be-stimmte Reaktion des anderen Geschlechtes ist. Wir Biologen sprechen von einer Handlungskette.
Vergleicht man die Verhaltenselemente der Handlungsketten miteinander, so stellt man große Übereinstimmungen fest.
( In den folgenden Bildern: farbig das Teichmolchverhalten - grün das entsprechende Ver-haltenselement des Kammmolches )
Verhalten bei der Paarung der Molche: Zuwedeln von Duftstoffen

So verstellt in beiden Arten das Männchen nach einer positiv ausgefallenen Geruchskontrolle dem Weibchen den Weg und wedelt mit Hilfe des Schwanzes derm Geschlechtspartner Geruchsstoffe zu, die von der Kloake abgegeben werden,

Verhalten bei der Paarung der Molche

Bei beiden Arten reagiert das Männchen nach vielen vergeblichen Versuchen des Zuwedelns von Duftstoffen mit einem Schwanzschlag, der so heftig ist, dass das Männchen seinen Halt verliert. ( Bilder oben )
Reagiert das Weibchen auf die Werbung des Männches durch Annäherung, so dreht sich das Männchen um und wedelt mit senkrecht gestelltem Schwanz. Erst wenn dann das Weibchen den Schwanz mit der Schnauze berührt ( Bild unten beim Teichmolch ), legt das Männchen die Spermatophore ( Spermienpaket ) ab, die dann vom Weibchen mit Hilfe der Kloake aufgenommen wird.


Verhalten bei der Paarung der Molche:  Abgabe des Spermienpaketes

Man stellt fest, dass die gleichen Verhaltenselemente in der gleichen Reihenfolge vorkom-men. Da diese Verhaltensweisen angeboren sind, d.h. eine genetische Grundlage haben, müssen also auch die gleichen Gene dafür vorhanden sein. Dieses lässt sich nur durch eine nahe Verwandtschaft erklären, die in diesem Fall auch durch anatomische Gemeinsam-keiten belegt ist.

Nun dient die Balz aber nicht nur dazu, die Stimmung beider Tiere - also des Männchens und des Weibchens - so zu erhöhen, dass die Übergabe des Spermienpaketes - der Spermatophore - gelingt, sondern auch dazu, dass sich nur Tiere einer Art miteinander "paaren". Wenn aber die gleichen Verhaltenselemente gezeigt werden von den Ge-schlechtern der beiden Arten - Kamm- und Teichmolch -, wie werden dann Verwechs-lungen vermieden?

Verwechslungen müssen aber unbedingt vermieden werden. Denn die Paarungen zwischen Individuen verschiedener Arten haben fast immer negative Folgen: Häufig sind beide Arten so weit genetisch voneinander entfernt, dass eine Befruchtung der Eizellen nicht erfolgen kann. In anderen Fällen entstehen zwar Bastarde, aber die Fruchtbarkeitsrate ist herabgesetzt oder die Bastarde selbst sind unfruchtbar. In beiden Fällen verschwenden die Elterntiere Ressourcen. Nur in seltenen Fällen sind die entstehenden Bastarde voll lebensfähig, was meist nur der Fall ist, wenn die beiden Arten noch nicht völlig voneinander getrennt sind, daher noch auf dem Wege zu zwei verschieden Arten sind.


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Kloake:
Dieses Organ findet man bei Amphibien, Reptilien und Vögeln.
Enddarm, Harnleiter und Geschlechtsleiter münden gemeinsam in einen Raum, den wir Kloake nennen.
Spermatophore:
Bei Molchen kommt es also zu keiner Begattung, bei der die Spermien übergeben werden. Die Befruchtung - die Verschmelzung zwischen Eizelle und Spermium - findet aber im Körper statt ( innere Befruchtung ).