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Dingo im Great Lakes NP
Myall Lakes NP, typischer Dingo

Dingo, Herkunft des verwilderten Haushundes:

Wohl erst vor 3500 bis 6000 Jahren brachten zur See fahrende Menschen (Malaien?) einen wenig domestizierten Hund - den Dingo - mit nach Australien, der sich dann schnell über den ganzen Kontinent ausbreitete, was Fossilienfunde belegen (das älteste Dingo-Fossil in Australien hat ein Alter von 3500 Jahren). Da Tasmanien schon am Ende der letzten Eiszeit (vor ca. 12 000 Jahren) durch die Überflutung der Bass Strait vom Kontinent abgetrennt war, konnten diese Räuber nie dorthin gelangen.

Was mag die Menschen angetrieben haben, Dingos bei der Seefahrt über die Timorsee mitgenommen zu haben? Als lebende Konservendose? Vielleicht betrachteten die Ureinwohner die Dingos als Fleischreserve, gut geeignet für eine Bootsreise ins Ungewisse.
Als Wärmflasche für kalte Nächte? Als Nomaden kannten die Aborigines keine Häuser, sondern nur einen Windschutz für kalte Nächte.
Zur Zeit der Ankunft der ersten Europäer hielten die Aborigines den Dingo in ihren Camps als Spielgenossen der Kinder, als Säuberer des Camps von Essensresten oder als Wachhund. Als Jagdgehilfe wurde er aber nicht benutzt, die Aborigines gingen unbegleitet auf ihre Jagdzüge.

Damals haben die weißen Einwanderer den Dingo gleich mit ihren eigenen mitgebrachten Haushunden gekreuzt, so dass es heutzutage schwer ist, reinrassige Dingos zu finden. Diese Mischlinge sind aggressiv - sie sind auch größer - und geben sich nicht mit Kleingetier als Nahrung zufrieden. Nach heutiger Erkenntnis machen gerade die Mischlinge Probleme, verderben den Ruf des Dingos. Denn sie sind es, die Schafe als bequeme Beute reißen.

Handaufgezogene Dingos sind lernbegierig, verlieren aber niemals ihre Eigenständigkeit, so dass sie immer wieder der Obhut des Menschen entfliehen. Dieses kann man wohl als ein Zeichen des geringen Domestikationsniveaus des Dingos auffassen.

Der Dingo besetzte eine ökologische Nische, die der des Beutelwolfes sehr ähnlich war. Dieses wird wohl eine der Ursachen -vielleicht die wichtigste - für das Aussterben dieses Beutlers sein. Der Dingo war als schneller Rudeljäger mit einem größeren Gehirngewicht und komplexerem Sozialverhalten dem Beutelwolf weit überlegen, so dass letzterer nur noch auf Tasmanien überleben konnte, bis er auch dort von den weißen Schaf-Farmern vernichtet wurde. Der letzte Beutelwolf starb 1936 in einem tasmanischen Zoo.

Lebensweise des Dingos, einem Räuber an der Spitze der Nahrungskette:

Der Dingo ist ein mittelgroßer gering domestizierter Hund (Schulterhöhe bis 60cm) und wiegt zwischen 10 und 20kg. Die Farbe des kurzhaarigen Felles hängt von der der Umgebung ab, die meisten sind rötlich, aber auch goldfarbene oder sandfarbene Tiere kommen vor. Viele haben weiße Flecken an Pfoten und Brust. Die Ohren sind groß und stehen aufrecht. Sie werfen nur einmal im Jahr Junge im Gegensatz zu Haushunden, die das zweimal tun.

In der Auswahl ihres Wohngebietes sind sie nicht wählerisch, sie kommen im östlichen Waldland wie auch in den Halbwüsten des Zentrums vor. Nur findet man sie im Zentrum vornehmlich in der Nähe von Wasser, denn sie müssen regelmäßig trinken.

Dingos sind keine wählerischen Räuber, sie fressen alles, was sie finden. Obwohl sie in einem Familienverband leben, jagen sie häufig allein. Nachts kann man als Camper manchmal ihr Heulen hören, das dem Zusammenhalt der Gruppe dient - im Gegensatz zu Haushunden können sie nicht bellen. Als Nahrung bevorzugen sie Eidechsen und kleine Säuger wie (Beutel-)Mäuse und besonders häufig Kaninchen. Große wehrhafte Tiere wie Kängurus jagen sie nur noch selten und wenn, dann nach Wolfsart in einem Trupp aus 5-6 Tieren. Auch Aas verschmähen sie nicht. Sie haben gelernt, dass Campplätze leicht zu erreichende Nahrung bieten. Oft genug sind Camper nachlässig und haben Nahrungsmittel oder deren Reste nicht genügend gesichert.

Fototipp:
Zum Mungo Brush Camp kommen nach unseren Erfahrungen öfter typisch gefärbte Dingos "zu Besuch", die sich nicht mit Haushunden vermischt haben. Wenn man dort campt, lassen sie sich leicht beobachten und fotografieren. Eine Annäherung an diese wilden Raubtiere sollte man auf jeden Fall vermeiden. Die Fotos sind mit Hilfe eines 300mm Objektivs geschossen.

Dingos am Myell Lakes
Links: ein Weibchen auf der Suche nach Futter, rechts: ein Rüde
Dingo, Gefahren für ihr Überleben
Gefahren für das Überleben reiner Dingos: links Fütterung durch Menschen, rechts: Abschuss durch Farmer

Schutz des Dingos:

Seit der Ankunft der ersten Schafe in Australien genießt der Dingo den Ruf eines Schädlings. Denn ihn sah man den Verursacher der Verluste an Schafen. Dagegen ist er bei Rinderfarmern beliebt, da er die Nahrungskonkurrenten der Rinder wie Kaninchen, Ziegen und Schweine jagt, die Rinder wegen ihrer Größe aber unbehelligt lässt.

Um ihre Schafe vor dem Dingo zu schützen, haben die Australier den längsten Zaun der Welt gebaut, über 5000km lang von Südaustralien zum Norden von Queensland trennt er die riesigen Schafherden von Süd-Ost-Australien vom ariden Zentrum. Südlich davon wird der Dingo unbarmherzig gejagt, mit Ködern vergiftet oder in Fallen gefangen (Bild in der Mitte rechts).
Aber das Gegenteil ist wohl eingetreten. Der ökonomische Schaden ist wohl größer als der durch Verluste an Schafen. Denn durch die reduzierten Bestände des an der Spitze der Nahrungskette stehenden Dingos konnten sich besonders die Kaninchen, aber auch die Kängurus hemmungslos vermehren, so dass diese den Schafen das Futter wegfraßen, so dass viele Weidegebiete aufgegeben werden mussten.

Im Camp von Mungo Brush (Bild in der Mitte links) füttern diese australischen Kinder einen Dingo. Das ist nicht nur streng verboten, sondern kann gefährlich für Menschen werden. Auf Fraser Island, wo eine Population lebt, die sich nicht mit Haushunden vermischt hat, (die am Myell Lake wird wohl auch reinblütig sein) wird von einer Reihe von Vorfällen mit Kindern berichtet. Zwei mit tödlichem Ausgang für das Kind.
Für die Dingos ist es auf jeden Fall schädlich. Er gewöhnt sich an den Menschen, verliert seine Angst und fordert bald Futter. Bekommt er nichts, so kann er aggressiv werden. Wird dieses bekannt, so muss der Dingo erschossen werden. (Eine Verfrachtung gelingt nicht, die Tiere wandern riesige Strecken, um in ihr angestammtes Revier wieder zurück zu gelangen.

Zukunft des Dingos:

Der Dingo steht in den Nationalparks von Queensland unter Schutz, in Farmgegenden , wie in der Nähe von dem Ort Dingo (Queensland), werden diese Räuber als für das Vieh schädliche Tiere immer noch abgeschossen (Bild in der Mitte rechts). Hier werden deren Kadaver mitten im Weideland im Glauben aufgehängt, dass dann alle anderen Dingos dieses Gebiet meiden würden.

Es gibt noch einige wenige Dingo-Populationen, in denen es noch keine Einkreuzung mit Haushunden gibt. Aber ihr Bestand gilt nicht als gesichert. Durch die Vermischung mit Haushunden droht diesem ursprünglichen Hund das Aussterben.

Genetisches Überleben des Dingos ( in englischer Sprache)

Dingo, Weibchen mit  Welpen
Dingo-Weibchen mit Welpen