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Emu mit seinen Jungen
Begegnung in der Heide zwischen Carnarvan und Exmouth: Emu-Männchen führt seine Jungen

Emu-Männchen mit Jungen, mit Kindern und Kegel*

Im September bei der Fahrt von Carnarvon nach Exmouth trafen wir trotz der Mittagszeit mehrmals auf Emu-Männchen, die ihre Jungen führten. Diese Vögel sind tagaktiv, ihr Federkleid isoliert perfekt, nur bei sehr großer Hitze ruhen sie im Schatten von Bäumen. Zur Kühlung fächeln sie dann zusätzlich mit den Stummelflügeln oder Hecheln wie andere Vögel auch.

Fortpflanzung der Emus (Emu = Dromaius novaehollandiae):

Im australischen Hochsommer bilden die Emus Paare, die dann ein großes Revier von ca. 30km2 Größe verteidigen. Erst im Mai oder Juni, also im dortigen Winter, kommt es dann zur Begattung, die alle paar Tage wiederholt wird. Danach legt das Weibchen in Abständen von ein bis zwei Tagen jeweils ein großes Ei von einem Gewicht zwischen 700 und 900g in ein einfaches Nest ab, zusammen meist 7-8 Stück. Als Nest dient eine einfache Mulde im Boden, mit trockenen Gräsern, Kräutern oder Rindenstücken ausgepolstert. Sobald das Männchen brütet, wandert normalerweise das Weibchen in ein anderes Emu-Revier ab, verpaart sich dann erneut mit dem Revierbesitzer und legt in dessen Nest weitere Eier ab. In nahrungsreichen Jahren kann es durchaus seine Eier drei verschiedenen Männchen anvertrauen. Dadurch erhöhen sich für das Weibchen die Chancen, dass einige seiner Nachkommen erfolgreich bei mindestens einem der Männchen aufwachsen können. Etwa die Hälfte der Eier, die ein Männchen ausbrütet, sind nicht von ihm selbst befruchtet worden. Dementsprechend kümmert er sich auch nicht nur um seine eigenen Kinder, sondern auch um einige Kegel*.

Das Brüten und die Aufzucht der Jungen übernimmt ganz allein das Männchen. Während dieser acht Wochen verlässt das Männchen das Nest nicht, es nimmt keine Nahrung zu sich, es lebt von seinen Fettvorräten. An Wasser nimmt es nur den Tau auf, den es von seinem Nest aus erreichen kann. Während dieser Zeit duldet das Männchen nicht einmal das Weibchen nicht in der Nähe des Nestes.

Emu-Männchen bei der Nahrungssuche in der Heide zwischen Carnarvon und Exmouth
Ein aufmerksames Emu-Männchen bei der Nahrungssuche in der Heide zwischen Carnarvon und Exmouth

Aufzucht der Jungen beim Emu:

Nach ca. sieben Tagen nach dem Schlüpfen haben die Jungen sich so weit entwickelt, dass sie unter Führung des Männchens das Nest verlassen. Wenn sie sich bei einer Feindannäherung verstecken müssen, sind die Jungen durch die Streifung ihres Gefieders (siehe Bild oben) besser getarnt. Sie suchen selbständig ihr Futter, hauptsächlich ernähren sie sich von Raupen, Heuschrecken und anderen Wirbellosen, während sich der Vater vegetarisch von Früchten, Beeren oder saftigen Pflanzenschösslingen ernährt. Männchen, die Junge führen, sind hoch aggressiv und greifen nicht nur ihre Feinde Dingos und Greifvögel und die eingeführten Hunde und Füchse an, sondern auch Menschen. Etwa nach einem halben Jahr sind die Jungtiere selbständig und verlassen die Obhut des Männchens.

Erst nach 2-3 Jahren sind dann die Jungen ausgewachsen und fortpflanzungsfähig.

Weitere Informationen über Emus.

Fototipp:
Beim Fotografieren von Männchen, die Jungen führen, sollte man sehr vorsichtig vorgehen, sie können sehr aggressiv werden und den Fotografen angreifen.
Dieses habe ich selbst erlebt, als ich ein Emu-Männchen, das Junge führte, fotografieren wollte. Immer dann, wenn ich die Fluchtdistanz unterschritt, wanderte das Tier weiter, so dass ich nie näher und zum "Schuss" kam. Also nutzte ich den Sichtschutz eines Busches aus, um in eine günstige Entfernung für das 300mm Objektiv zu kommen. Als ich hinter dem Busch langsam aus der Deckung kam, war das Tier überraschend so dicht dran, dass ich seine Angriffsdistanz unterschritten hatte. Mit gesenktem Kopf und vorgestrecktem Hals kam das Männchen schnell auf mich zu. Mit meinen Armen über den Kopf wedelte ich wild herum, wodurch ich das Tier in die Flucht schlug. Zu einem Foto war ich aber nicht gekommen.

* Vergessen ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Kegel". Es stammt aus dem Altdeutschen und bedeutet "uneheliches Kind".

Emu-Männchen führt seine Jungen
Emu-Männchen bei der Nahrungssuche in der Heide zwischen Carnarvon und Exmouth