Australischer Baobab (Boab Tree = Adansonia gregorii):
Der Boab Tree ist einer der bemerkenswertesten und unverwechselbarsten Bäume der Kimberley-Region. Er gehört zu einer Gruppe
von eng verwandten Bäumen, die ausschließlich in Afrika, auf Madagaskar und im Nordwesten Australiens vorkommen. Der bekannteste Vertreter
ist der Afrikanische Affenbrotbaum (Adansonia digitata), in Australien nennen die Einheimischen die endemische Art "Boab Tree"
(Adensonia gregorii). Sie wächst auf sandigem, Wasser durchlässigen Böden der tropischen Savanne. Während der Wachstumszeit benötigen
diese Bäume viel Wasser, während der Wintermonate bevorzugen sie Trockenheit. All diese Bedingungen finden sie in der Kimberley
und der Victoria-River-Region vor, vorausgesetzt es kommen dort niemals Temperaturen unter Null vor.
Von Osten kommend sieht man die ersten Boabs im Gregory NP, die letzten in Broome. Für den Keep River NP bestimmen sie
mit wenigen anderen Bäumen das Landschaftsbild der Savanne oder mancher Berghänge.
Die Bäume erreichen nur eine mäßige Höhe, ihr Stamm kann aber gewaltige Dimensionen annehmen. Im Laufe seines Lebens wächst er
in die Dicke und nimmt im Laufe der Zeit - im Alter von 200 - 300 Jahren - Flaschenform an. Die Mächtigkeit des Stammes hat immer
wieder dazu geführt, das Alter der Bäume zu überschätzen. Untersuchungen der afrikanischen Art nach der C14-Methode haben gezeigt,
dass ein Alter über 400 Jahre höchst selten ist. Das weiche, faserige Mark des Stammes speichert eine Menge Feuchtigkeit (im Stamm
ist aber kein freies Wasser vorhanden), die es ihm ermöglicht, die Trockenzeit zu überstehen. Zusätzlich wirft der Baum
in der Trockenzeit alle Blätter ab, um die Wasserverluste zu verringern. In diesem Zustand erinnert das Geäst an ein Wurzelsystem,
weswegen wohl die Vorstellung entstanden ist, dass der Baum verkehrt herum eingepflanzt worden ist.
Junge Bäume haben eine Pfahlwurzel, sie ist wurzelartig und essbar, danach entwickelt sich ein ausgeprägtes weit verzweigtes
oberflächennahes Wurzelsystem.
Herkunft der Australischen Baobabs (Boab Trees):
Wie und wann dieser Baum in den Nordwesten Australiens kam, ist immer noch nicht geklärt. Mehrere Hypothesen gibt es darüber,
die nach dem heutigen Kenntnisstand mehr oder weniger einleuchtend sind.
1) Baobabs kommen in den Südkontinenten Afrika und Madagaskar und Australien vor. Was wäre naheliegender als
dieses zerrissene Verbreitungsgebiet mit Hilfe der Kontinentaldrift zu erklären. Diese Kontinente bildeten im Erdmittelalter
einmal den Superkontinent Gondwana, ehe sie fortschreitend von Westen nach Osten zerfielen und auseinander drifteten.
So wären die Boababs in einer bestimmten Region Gondwanas entstanden und hätten in den verschiedenen Kontinenten überleben können.
2) Die zweite Hypothese knüpft daran an, dass genetische Untersuchungen eine so große Ähnlichkeit zwischen der afrikanischen und
der australischen Art dieser Adansonia-Gattung aufgezeigt haben, dass eine geografische Isolation und getrennte Entwicklung dieser Arten
über mehr als 50Mio Jahren nicht erklärbar ist.
Samen sollten dann per Meeresströmung von Afrika nach Australien gekommen sein. Nur gibt es heutzutage keine Strömung,
die diese Richtung einschlägt. Was aber nicht bedeutet, dass es sie nie früher einmal gegeben hätte.
Aber dann müsste die Frucht weitgehende Anpassungen an den Transport durch Salzwasser besitzen, so dass sie solch
eine lange Verdriftung überstehen würde. (Wir kennen die anatomischen Besonderheiten der Kokosnussfrucht, die dieses ermöglicht.)
Nun ist gerade die Fruchtschale dieser beiden Arten so dünn, dass sie keineswegs den notwendigen Schutz für ein längeres Liegen
im Salzwasser bietet.
3) Eine andere Hypothese versucht es über Wanderbewegungen des modernen Menschen zu erklären.
Die Out-of-Africa-Theorie nutzend könnten die steinzeitlichen Jäger und Sammler vor 60 000 Jahren Früchte und Samen dieser Bäume
nach Australien mitgenommen haben, weil letztere eine wichtige Ressource für die Steinzeitmenschen gewesen waren.
Diese Wanderung dauerte aber über 40 000 Jahre. Die Bäume hätten sie also zwischendurch immer wieder kultivieren müssen. Dafür gibt
es weder Belege, noch ist es wahrscheinlich.
Oder waren es Seefahrer, die vor ein paar Tausend Jahren Samen der afrikanischen Spezies von Afrika nach Australien per Boot
transportiert hätten? Seefahrer gar vor 60 000 Jahren?
Beweise aus der Ähnlichkeit der Felsmalereien zwischen der Bradshaw Rock Art und Malereien Afrikas zu ziehen, scheint mir
sehr problematisch zu sein. Diese Malereien sind so ursprünglich, dass sie leicht unabhängig voneinander entstanden sein könnten.
(In der Stammbaumanalyse der Lebewesen müssen wir auch streng zwischen analogen und homologen Übereinstimmungen unterscheiden.)
Genügt denn die Zeit, damit eine neue Art entstehen kann? Gibt es überhaupt Hinweise, dass damals Menschen die Reise in einer Zeit zurücklegen
konnten, dass die Samen keimfähig blieben?
Näher könnte man der Lösung kommen, wenn man über die genetische Divergenz der Arten auf die Zeit der Abspaltung schließen könnte.
Nur benötigt man zur Eichung solch einer genetischen Uhr normalerweise Fossilien.
Vielleicht wird die Herkunft des Australischen Baobabs auch weiterhin ein ungelöstes Rätsel bleiben?