Südbuchen /Nothofagus moorei), Relikte der Gondwana-Zeit
Scheinbuche oder Südbuche, Nothofagus moorei , Antarctic beech
Uralte Scheinbuchen (Nothofagus moorei) im Springbrook NP

Scheinbuche oder Südbuche (Antarctic beech = Nothofagus)
Relikte aus der Gondwanazeit:

Man fühlt sich in einer anderen Zeit, wenn man auf einer Höhe durch solch ein Wäldchen von Südbuchen wandert. Aus einer mächtigen Basis wachsen manchmal (wie im Bild oben) in einer Reihe oder ringförmig mächtige Stämme in die Höhe, die bedeckt mit Moosen in die tiefliegenden Wolken hineinragen.

Alle Stämme gehören zu einem Baum, es sind Klone (genetisch gleiche Individuen) eines Elternbaumes, die durch ungeschlechtliche Vermehrung entstanden sind. Der uralte Wurzelhals des Baumes ist ehemals vollständig von Erde bedeckt gewesen, aber durch Jahrhunderte lange Erosion freigelegt worden, nun aber bedeckt von Moosen und Flechten. Nach der Vernichtung des ursprünglichen Baumstammes z.B. durch Feuer haben sich aus der Wurzel neue Schösslinge gebildet, die jetzt zu mächtigen Stämmen herangewachsen sind. Dadurch sind alle Stämme solch eines Ringes einander genetisch gleich und deutlich jünger als der meist uralte Wurzelhals.

Solche Wäldchen von Nothofagus (Antarctic beech) findet man in Australien in kühl temperierten Regenwäldern von den Barrington Tops in NSW bis zum südlichen Queensland im Lamington und im Springbrook NP in Höhen zwischen 500 und 1500m.

Evolution der Scheinbuchen / Südbuchen:

Vertreter der Südbuchen-Familie (Nothofagaceae) kommen ausschließlich im Südamerika (Chile und Patagonien), in Neuseeland, Neuguinea, in Neukaledonien und in Australien vor. Solche disjunkten (getrennten) Verbreitungsgebiete sind typisch für die Auswirkungen der Kontinentaldrift. Diese Gruppe hatte sich schon im Erdmittelalter zu Zeiten des Gondwanalandes in Gebieten mit einem temperierten feuchten Klima entwickelt. Nach der Aufteilung des Urkontinentes und dem Auseinanderdriften seiner Teile entstand die heutige Verbreitung.

Unterstützt wird diese Erklärung durch den Fund von fossilen Nothofagus-Pollen in der Antarktis, die zusätzlich beweisen, dass die Antarktis einst wärmer und bewaldet gewesen ist. Da es kein Vorkommen in Afrika und Indien gibt und ebenfalls von dort keine entsprechenden Fossilien bekannt sind, nimmt man an, dass die Scheinbuchen erst nach der Abspaltung von Afrika und Indien vom Gondwana-Urkontinent sich entwickelt bzw. in verschiedene Arten aufgespalten und verbreitet hatten (aus der frühen Kreidezeit existieren die ersten fossilisierten Belege).
Vor circa 100 Millionen Jahren hatten sich schon die Südbuchen entwickelt, als Australien noch Teil des Südkontinentes Gondwana war und Saurier ihre letzte große Blütezeit hatten.

Vor 65 Mio. Jahren, als der Südkontinent gänzlich in einzelne Teile zerfallen war, hatte Australien ein kühles feuchtes Klima mit einer hohen Menge an Regen. Kühl temperierte Regenwälder (u.a. auch mit Arten der Südbuchen) waren weit verbreitet. Als dieser Kontinent weiter nordwärts driftete, wurde das Klima zunehmend wärmer und trockener. Die Nothofagus-Wälder zogen sich auf die Höhenlagen im Osten Australien zurück. Rodungen durch die europäischen Siedler haben die Wälder zusätzlich verkleinert.

Diese Flächen, bewachsen mit Südbuchen, sind jetzt aber durch Nationalparks geschützt und genießen den besonderen Schutz als Teil der "Gondwana Rainforests World Heritage Area".

Scheinbuche (Antarctic Beech = Nothofagus moorei), Merkmale, Ökologie

Diese Nothofagaceae nennt man u.a. Südbuchen, da sie ausschließlich in der südlichen Hemisphäre der Erde vorkommen. Scheinbuchen ist die deutsche Übersetzung des wissenschaftlichen Namens Nothofagus: das griechische Wort "nothos" steht für falsch, unecht, "fagus" für Buche.
Sie sind verwandt mit unseren Buchen und sehen ihnen auch ähnlich. Die dunkelgrünen Blätter sind wechselständig angeordnet, gestielt, eiförmig und leicht gezähnt und haben große Ähnlichkeit mit den Blättern unserer Buchen. Die Bäume sind immergrün, werfen aber einen größeren Teil ihrer Blätter im Herbst ab.
Die Bäume sind getrenntgeschlechtlich (monözisch), es gibt also rein männliche und rein weibliche Blüten, aber sie kommen an einem Baum vor (einhäusig). Die relativ unscheinbaren Blüten werden durch den Wind bestäubt. Als Früchte bilden sie kleine Nüsse, die ebenfalls denen der Buchen (analog!) ähnlich sind.

Diese Art kommt ausschließlich in den Hochlagen der temperierten Regenwälder Ostaustraliens vor, wo die jährliche Niederschlagsmenge mindestens 1500mm beträgt und es keine durchgehend trockenen Monate gibt. In wärmeren tiefer gelegenen Gebieten unterliegen sie der Konkurrenz anderer Arten, deren Keimlinge Schatten ertragen.

Die Scheinbuchen sind sehr feuerempfindlich, weshalb sie auch dort nicht auftreten, wo wiederholt Waldbrände auftreten - auch dann nicht, wenn die klimatischen Voraussetzungen ihren Bedürfnissen entsprechen sollten.

Reisetipp:
Diese schöne Gruppe uralter Südbuchen ( Antarctic beech = Nothofagus) steht auf dem kurzen Weg zum "Best of all lookouts" im Springbrook NP, direkt auf dem Kraterrand der Caldera des nun erloschenen "Tweed Shield volcano". Gleichzeitig bietet der Aussichtspunkt einen schönen Blick in die Caldera mit dem Mt. Warning mitten im Tweed Valley.
Die Gruppe der Südbuchen im Border Ranges NP (Bild unten) ist leicht mit dem Auto auf einem gut geschotterten ehemaligen Forstweg zu erreichen. Sie steht an der Antarctic Beech Picnic Area. Da sie am Rande einer am Kraterrand liegenden Schneise im Regenwald steht, ist sie stärker der Sonne ausgesetzt, was für sie wohl nicht so günstig sein dürfte.

Südbuchen oder Scheinbuche, Nothofagus moorei
Uralte Scheinbuchen (Nothofagus moorei) im Border Ranges NP