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Relgenwald bei Mission Beach, am Lacey Creek
Mission Beach: Wanderung am Lacey Creek (Djiru NP)

Mission Beach: Tam O´Shanter Np: Lacey Creek:

Der Wald im Bereich von Mission Beach (Tam O´Shanter NP bzw. Djiru NP) ist einer der wenigen Stellen, an dem der Typus des Tiefland-Regenwaldes erhalten geblieben ist (sonst noch im Daintree NP). Mehr als 80% dieses Ökosystems sind in Australien gerodet, meist um Zuckerrohr anzubauen.

Gerade eine Wanderung auf dem Lacey Creek Rundweg ist ein fotografisches Highlight. Man erreicht ihn von der Straße Mission Beach - Innesfail. Der Wanderweg folgt dem Lacey Creek, so dass sich immer wieder besonders fotogene Blicke auf den Bach ergeben. Hier bietet der Regenwald alles, was man sich wünscht: Lianen, Palmen, epiphytische Farne und Bäume mit Brettwurzeln. (Da aber bis in die Mitte des 20.Jahrhunderts Holz geschlagen wurde, fehlen die wirklich beeindruckenden Baumriesen.)

Vorsicht: 2009 und 2018 gab es eine Ansammlung von Bremsen am Parkplatz. Man sollte sich dort nicht zu lange aufhalten.

Wenn man noch Lust auf weite Wanderungen hat: Auf der anderen Straßenseite beginnt der Dreaming Trail, der etwas später zur Straße zurückführt, wo der Musgravea Track startet. Beide Wanderwege sind keine Rundwege.

Artenvielfalt oder Biodiversität der tropischen Regenwälder:

Laubbäume dominieren im Regenwald. Betrachtet man diese als Laie, so erkennt man nicht deren Arten-Vielfalt. Die Blätter sind meist eiförmig und haben eine länger ausgezogene Spitze*. Die Blüten und Früchte kann man nicht erkennen, da sie meist hoch im Kronendach verborgen sind. Auf Grund der hohen Artenzahl und der äußerlich geringen sichtbaren Unterschiede kann nur ein wirklicher Spezialist die Bäume genau bestimmen und deren Artenzahlen feststellen.
So kommen in bestimmten Gegenden des Amazonas über 500 verschiedene Baum- und Lianenarten pro Hektar vor. In Australien ist diese Vielfalt wohl nicht ganz so hoch. Es werden durchschnittlich 140 pro Hektar angegeben oder anders ausgedrückt, auf 6 Hektar findet man so viele verschiedene Baumarten wie es in ganz Europa gibt.

Die Bedeutung wird uns erst klar, wenn wir solch einen Regenwald mit einem Wald in unseren gemäßigten Breiten vergleichen. Hier finden wir immer nur wenige Baumarten, wovon meist eine Art mit hoher Individuenzahl stark dominiert. Deswegen können wir ja auch von Buchen-, Eichen- oder Kieferwäldern sprechen.
In Regenwäldern dagegen dominiert keine Baumart (es sei denn, es herrschen besondere Bedingungen vor, wie z.B. auf der nächsten Seite beschrieben). Von einer Baumart gibt es pro Hektar nur wenige Individuen, höchstens 20 wie im oben genannten Beispiel des Amazonasgebietes, die sich zusätzlich noch über die Fläche verteilen. Man findet also leichter auf einem Hektar 10 verschiedene Arten als 10 Individuen einer Art. Die Biologen sprechen bei dieser Vielfalt von Arten und ihrer Verteilung von Diversität oder Biodiversität.

* Die sogenannte Träufelspitze der Blätter dient in Zusammenwirken mit einem biegsamen Blattstiel (das Blatt neigt sich bei Belastung nach unten) der besseren Ableitung des Regenwassers. Dadurch kann die Blattoberfläche trockener gehalten werden, so dass Algen, Moose und Flechten sich schlechter ansiedeln können. Diese Art der Blattspitze ist unter Regenwaldbäumen weit verbreitet.

Regenwald, Schüttellaub
Links: Regenwald im Djiru NP, Mission Beach, rechts Laubschüttung bzw. Schüttellaub****
Durch das Zusammenbrechen von alten Urwaldriesen entstehen neue ökologische Nischen
Durch das Zusammenbrechen von alten Urwaldriesen entstehen neue ökologische Nischen

Ursachen von Artenreichtum bzw. Diversität der Pflanzen im Regenwald:

Alter der Regenwälder:
Die Regenwälder sind die ältesten auf dem Lande liegenden Ökosysteme. Die Arten haben am meisten Zeit gehabt, verschiedene Arten zu entwickeln und sich an die herrschenden Bedingungen optimal anzupassen. In Australien spricht man ja gerade von den Gondwana-Regenwäldern, die ja ununterbrochen seit dem Erdmittelalter existieren.
Unsere mitteleuropäischen Wälder dagegen sind erst im Eiszeitalter des Quartärs entstanden, die Arten hatten vergleichsweise wenig Zeit zur Artendifferenzierung.
U.a. wegen des hohen Alters weisen die Regenwälder der Erde wohl größere Unterschiede in Struktur mit vielen unterschiedlichen ökologischen Nischen und Artenzusammensetzung auf als die Wälder der gemäßigten Klimate.

Fragmentierung und ökologische Inselbildung:
Auch die klimatischen Bedingungen sind in geologischen Zeiträumen nicht immer konstant geblieben, sie haben sich weltweit über Zeiten von Jahrmillionen ständig verändert. Die Beweislage ist zwar schlecht (es gibt praktisch keine fossilen Belege), aber man geht davon aus, dass Unterschiede im Großklima bedeutsam für diesen Waldtyp sind. In trockenen Zeiten (z.B. verursacht durch die Eiszeiten) schrumpften die Regenwälder, sie wurden mosaikartig in Teile zerrissen, fragmentiert. Es entstanden Regenwaldinseln. Die Artenpopulationen wurden voneinander getrennt und konnten sich unterschiedlich entwickeln. Tausende Jahre später nach einer weiteren Klimaänderung konnten die Regenwaldinseln wieder miteinander verschmelzen. Wenn die Populationen der ursprünglichen Art wieder im selben Gebiet lebten (sympatrisch), so entwickeln sich besonders schnell völlig getrennte Arten.
Die geografische Isolation der Populationen gilt nach der Theorie der Artenbildung durch Isolation als wichtigster Motor für die Artenbildung und Artendifferenzierung.

Nährstoffarmut der Böden:
Bedeutsam ist der Zusammenhang zwischen Diversität und mäßigem Nährstoffangebot des Bodens, der häufig durch die starken Regenfälle über viele Millionen Jahre hinweg ausgelaugt ist. **.
Die Pflanzen benötigen bestimmte Nährstoffe im Boden, bei jeder Art ist das Bedürfnis etwas unterschiedlich. Ihr Wachstum wird nach Justus Liebig nach dem Gesetz des Minimums*** begrenzt. Sie können nicht gut wachsen, wenn auch nur ein Faktor unter einem bestimmten Minimum liegt.
Bei extrem schlechter Nährstoffversorgung können nur ganz wenige Spezialisten überleben, die dann aber in hoher Individuenzahl vorkommen. Bei optimaler Versorgung verdrängen wiederum die konkurrenzüberlegenen die schwächeren Arten. (Dieses spielt auch bei unseren mitteleuropäischen Wäldern eine wichtige Rolle.)
Nun haben wir bei den meisten Regenwäldern nur ein geringes Nährstoffangebot. Wenn an einem Ort ein Baum dieses karge Angebot nutzt, kann kein zweiter dort mit demselben Bedarf sein Wachstum decken. Aber ein Baum einer anderen Art mit einem etwas anderen Bedarf kann dort existieren. So nutzt eine hohe Diversität das geringe Nährstoffangebot vollständig aus.
Im Regenwald ist kein Baum so konkurrenzüberlegen, dass er sich gegen alle anderen durchsetzen und sie alle verdrängen kann.
Also bei extrem schlechter Versorgung mit Nährsalzen (z.B. von Kalium oder Phosphor) ist die Artenzahl gering, bei etwas besserer steigt sie an bis zu einem Maximum und fällt wieder bei zunehmend besserer Versorgung. Dieses kann man durch Düngung eines Regenwald-Abschnittes beweisen.

Manche sehen die Vorteile der hohen Diversität eher als Schutz vor zu starkem Befall mit Krankheitserregern und Schädlingen, die sich in den Tropen rasend schnell vermehren können.

Weiterhin spielen die hohe Sonneneinstrahlung, die in den lichtdurchfluteten Zonen herrscht, eine wichtige Rolle, denn sie ermöglicht außerordentlich hohe Assimilationsraten bei den zugleich wirkenden hohen Niederschlagsraten.

Aber letztlich müssen wir konstatieren, dass die Ursachen der Artenvielfalt nicht endgültig geklärt sind, die Tropenökologen werden nicht so schnell arbeitslos.

** Mich haben hier die Gedanken von Josef H. Reichholf überzeugt, die er in seinem Buch: "Der Tropische Regenwald", dtv, München 1990 niedergelegt hat.
Es geht hier nur um den Artenreichtum der Pflanzen, der der Tiere hat andere Ursachen.

*** Gesetz des Minimums: Das Wachstum von Pflanzen wird durch die im Verhältnis knappste Ressource (Nährstoffe wie z.B. Kalium, Calcium, Phosphor und einige Spurenelemente, Wasser, Licht) begrenzt. Liebig verglich das mit einem Fass mit verschieden langen Dauben, das sich nur bis zur Höhe der kürzesten füllen lässt.) Diesen bezeichnete er als Mangelfaktor. Besonders wichtig geworden ist das für die Düngung in der Landwirtschaft.

**** Die Laubschüttung (oder auch Schüttellaub) zeigen eine Reihe von Regenwaldbäumen. Viele Blätter entfalten sich gleichzeitig aus ihren Knospen, so dass auf Grund des noch mangelhaft ausgebildeten Festigungsgewebes die Blätter schlaff herabhängen. Der "Sinn" ist wohl noch unklar. Ein Schutz vor Fraßfeinden?? Schutz vor den starken Tropenregen??

Regenwald in Mexico, Rodungen, Plantage
Links: "Bananenmonokultur", Venezuela, 1983. Rechts: Rodung im Regenwald, Guatemala,1971,

Wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes:

Das hat weitgehende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes. So konnte man z.B. in Brasilien im 19. Jhdt. keine Plantagen (Monokulturen) von Kautschuk-Bäumen (Hevea brasiliensis) errichten, obwohl gerade das Amazonasgebiet die Heimat dieses Baumes ist. Alle Bäume haben den gleichen Bedarf an Nährstoffen und laugen den Boden auf eine spezielle Art total aus. Bei allen Individuen wirkt derselbe Mangelfaktor begrenzend auf ihr Wachstum. (Zusätzlich gibt es noch Probleme mit den Parasiten und der Ausschwemmung von Nährsalzen.) Auf den vulkanischen sehr nährstoffreichen Böden Südostasiens (Java, Sumatra, Malaysia) war und ist das aber möglich. (Auch in bestimmten Gebieten Australiens haben wir vulkanische Böden: z. B. in den Regenwaldgebieten im Bereich der Tweed Caldera: Lamington NP, Border Ranges NP und Springbrook NP)

U.a. auch deswegen ist die Artenzahl verschiedener Regenwaldtypen verschieden. Bergregenwälder haben auf Grund des Nachschubs an Nährstoffen durch die Erosion des Grundgesteines eine geringere Vielfalt als Tieflandwälder. Entsprechendes gilt für die Überschwemmungszonen der Flüsse und auch für Regenwälder, die auf nährstoffreichen vulkanischen Böden stehen.

Hauptgrund für die hohe Pflanzenartenzahl scheint also der Mangel an Nährsalzen im Boden zu sein.

Siehe auch die Seiten: Ökologie des Regenwaldes, Brettwurzeln und Stammblütigkeit, Würgefeige, Lianen , Rotangpalme, Fächerpalmen, Epiphyten, Baumfarne, Bootfarne

Regenwald bei Mission Beach, am Lacey Creek
Mission Beach: Wanderung am Lacey Creek (Djiru NP) durch einen interessanten Regenwald