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Elemente des Beutefangverhaltens
der Kröte (
Bufo bufo )
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Das Beutefangverhalten der Kröten - hier Bilder
der einheimischen Erdkröte ( Bufo bufo ) - läuft
bei allen Individuen gleichartig ab. Da sie isoliert von den Eltern
aufwachsen, können sie es von denen nicht gelernt haben. Auch
deshalb geht man davon aus, dass dieses Verhalten angeboren ist.
Angeborene Verhaltensweisen nennt man auch Instinkt-handlungen.
Am Beutefangverhalten der Kröte kann man deren einzelnen Elemente
gut erkennen.
In der Dämmerung verläßt eine hungrige Kröte
ihr Versteck und streift in ihrem Jagdgebiet umher. Sie kennt dieses
und erscheint immer wieder dort, wo sie in der Vergangenheit leichte
Beute gemacht hat. Dieses mehr oder weniger ungezielte Suchverhalten
wird Appetenz genannt.
Nimmt sie eine Bewegung wahr - die Augen ermöglichen fast einen
Rund-um-Blick -, so dreht sie sich zum Objekt, nähert sich ihm
verstohlen und bringt sich in eine "Angriffs-position": eine
Orientierungsbewegung, die sogenannte Taxis. Auch diese Komponente
ist nicht starr, kann durch Lernvorgänge überformt werden
( siehe weiter unten ) und kann abgebrochen werden, wenn die Beute aus
dem Gesichtsfeld verschwindet..
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Der sich bewegende Teil der Beute wird mit beiden
Augen eine Zeit lang fixiert, bevor plötzlich die Schnappbewegung
- die End-handlung - ausgelöst wird. Sind es größere
Beutetiere, wie hier ein Regenwurm, so erfasst die Kröte die
Beute mit den Kiefern, die mit kleinen Zähnen bestückt
sind. Kleinere Ob-jekte werden durch blitzschnelles Vorschnellen
der klebrigen Zunge ergriffen und ins Maul gezogen.
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Die Zunge ist
vorn im Unterkiefer befestigt und liegt
in Ruhe nach hinten. Beim Vorschnellen berührt deren Spitze
zuerst das Munddach und nimmt dabei einen klebrigen Schleim
auf. Daran bleiben kleine Beutetiere hängen, die dann durch
das Zurückziehen der Zunge ins Maul befördert werden.
Der ge-samte Vorgang verläuft außerordentlich schnell
ab und dauert ungefähr eine 1/10 Sekunde. |
Die Merkmalskombination, die eine Endhandlung unter bestimmten Bedingungen
auslöst, nennt man Schlüsselreiz. Beim Beutefangverhalten
ist die Voraussetzung natürlich Hunger. Die Beute muss sich bewegen
und darf eine bestimmte Größe nicht überschreiten, denn
sonst wird das Fluchtverhalten ausgelöst. Auch diese Angaben darf
man sich nicht starr und unveränderlich vorstellen. So hängt
die Größe vom Grad des Hungerzustandes ab und das Aussehen
auch von Lernvorgängen ( siehe unten ). Die Merkmale des Schlüsselreizes
bekommt man durch Attrappenversuche heraus ( siehe Attrappenversuche
mit Kröten ).
Die Endhandlung - hier der Zungenschlag - läuft immer in
derselben stereotypen, d.h. unveränderlichen Art und Weise ab,
ein Merkmal, das für alle angeborenen, genetisch programmierten
Verhaltensweisen charakteristisch ist. Ist der Zungenschlag einmal
ausgelöst, kann er nicht mehr korrigiert oder verändert werden,
auch wenn z.B. die Beute plötzlich entweicht, so dass er ins Leere
gehen muss.
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Links: Schlucken
rechts: Wischbe- wegung
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Auch größere Objekte wie z.B. Regenwürmer werden
nicht zerkaut, sondern müssen nach und nach im ganzen Stück
verschluckt werden. Da ein knöcherner Gaumen fehlt, werden
dabei auf merkwürdige Art die Augen jedesmal nach innen gezogen
( linkes Bild ). Obwohl das Verschlucken größerer Beutestücke
einige Zeit in Anspruch nimmt, kommen die Tiere nicht in Atemnot,
da bei ihnen die Hautatmung eine große Rolle spielt.
Mit einem Vorderbein streifen die Kröten am Maul und Regenwurm
entlang und versuchen wohl Schleim und eventuelle Erdspuren zu entfernen
( rechtes Bild ). Da die Tiere nicht auf drei Beinen stehen können,
fallen sie bei den Wischbewegungen immer wieder vornüber.
Im Maul wird der Geschmack der Beute kontrolliert. Sollte diese
ungenießbar schmecken, wird sie schnell ausgespuckt. Solche
Beutetiere haben meist auffallende Färbungen ( Warnfarben
), die sich die Kröte nach mehrmaliger Erfahrung merken kann.
Sie schnappt nicht mehr zu, sondern wendet sich ab, auch wenn sie
hungrig sein sollte.
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