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Königssittiche (Australien King-Parrot = Alisterus scapularis) im Lamington NP, Männchen

Papageien (Psittaciformes):

Sehr auffällige Bestandteile der australischen Vogelwelt sind die Papageien und die Kakadus. Diese bilden eine einheitliche, klar abgegrenzte Gruppe von Vögeln, die hauptsächlich in den Südkontinenten Südamerika und Australien vorkommen. Sie treten in großer Artenvielfalt auf (ca. 50 verschiedene Arten in Australien) und haben teilweise sehr kleine Verbreitungsgebiete (sie sind endemisch). Betrachtet man diese Fakten unter dem Aspekt der Kontinentaldrift, so kann man vermuten, dass diese Familie ihren Ursprung und ihre Radiation (Arten-Auffächerung) noch zu Gondwana-Zeiten erlebt hatte. Danach entwickelten sie sich in den tertiären Regenwäldern Australiens weiter und eroberten von dort aus die Eukalyptus-Hartlaubwälder und die zentralen Halbwüsten (Wellensittich).

Schnabelform:

Das auffälligste Merkmal ist der sogenannte Papageienschnabel. Der kurze kräftige Oberschnabel ist stark nach unten gebogen und endet in einer Spitze. Er passt genau über den kürzeren etwas nach oben gebogenen Unterschnabel. Nicht nur der Unterschnabel ist gelenkig mit dem Schädel verbunden, sondern auch der Oberschnabel. Deswegen kann der Vogel den Schnabel weiter öffnen und durch Hebelwirkung auch kräftiger zubeißen (siehe Foto in der Mitte).
So können die Papageien ihren Schnabel als sehr effektives und vielseitiges Werkzeug benutzen, um Nüsse zu knacken, Baumstämme beim Bau der Nisthöhle auszuhöhlen oder als Greifhaken zu benutzen.
In der Schnabelhaut sind viele Tastkörperchen eingelagert. Das verleiht dem Schnabel eine hohe Sensibilität.

Fußform:

Die Füße sind perfekt für ein Leben in den Baumkronen geeignet. Zwei Zehen weisen nach vorn, zwei nach hinten. Dieser Bau ermöglicht ihnen nicht nur einen kräftigen Griff, was beim Klettern im Geäst der Bäume äußerst wichtig ist, sondern bietet ihnen die Möglichkeit, die Füße wie Hände zu benutzen, also Nahrung zu ergreifen und zum Schnabel zu führen (siehe Foto unten).

Deswegen wurden sie von Wissenschaftler auch Psittaciformes genannt, was "Handfüßler" bedeutet.

Links: Gebrauch der Füße, rechts: weite Öffnung des Schnabels -- Foto: M.+K.Thiele

Verhalten/Ökologie;

Trotz ihres farbenfrohen Gefieders sind sie meist in den Bäumen genügend getarnt, da Grüntöne vorherrschen mit gelben, roten oder blauen Gefiederbereichen. Farbunterschiede bei den Geschlechtern sind meistens nicht vorhanden (Ausnahme z.B. der Königssittich - siehe Fotos).

Bei den meisten Arten leben die Geschlechter lebenslang zusammen. Dabei festigen sie ihre Bindung durch gegenseitige Gefiederpflege oder durch gegenseitiges Füttern.

Die meisten Arten nisten in Baumhöhlen hoher Eukalyptus-Bäume. Diese werden dann erweitert und meist mit Holzspänen "ausgepolstert". Die tief in den Nesthöhlen versteckten Eier sind weiß, Das Weibchen brütet meist allein, wird aber vom Männchen gefüttert. Die Nestlinge sind anfangs nackt und hilflos.

Trotz einiger Ausnahmen leben die meisten Tiere gesellig, in Paaren während der Fortpflanzungszeit oder sonst in großen Scharen. Zur Nacht suchen sie häufig in großen Anzahlen Schlafbäume auf, wohl um besser vor Feinden geschützt zu sein. Die meisten Arten sind ortstreu, nur die Anpassung an das Leben in der Halbwüste erfordert eine nomadische Lebensweise (Wellensittich).

Die Papageien Australiens sind vorwiegend Vegetarier: Als Nahrung dienen hauptsächlich Samen, aber auch Früchte, Knospen oder Blüten. Nur Kakadus und Rosellas suchen gern im Geäst nach Insekten und deren Larven, Loris haben sich stärker auf Blütenbesuche und auf das Trinken von Nektar spezialisiert.

Manche der Arten gelten als Schädlinge, da sie in großen Scharen in Kulturen einfallen z.B. die Rossellas in Kirschplantagen oder die Corellas in Kornfeldern.

Obwohl die Papageien in ihrem Typus eine recht erfolgreiche Entwicklung sind, sind einige Arten in ihrer Existenz bedroht. Denn einige Arten haben sehr kleine Verbreitungsgebiete, sie kommen z.B. nur auf einer Insel vor. Geht dann ihr Lebensraum verloren, erlischt dann auch die Art. Da die Tiere langlebig sind, fallen auch negative Veränderungen ihres Habitats, z.B. der Dichte passender Bruthöhlen, erst dann auf, wenn deren Population schon stark abgenommen hat und es fast zu spät ist.

Papageien sind so klug wie Rabenvögel, können unsere Sprache nachahmen, "essen zivilisiert mit der Hand" und sind außerordentlich farbenfrohe und lebhafte Tiere. Es ist kein Wunder, dass Menschen gerade diese Vögel gerne als Haustiere halten. Aber es sind gesellige Tiere, sie gehören nicht hinter Gittern, sondern in ihre heimatlichen Regenwälder oder Savannen. Und manche endemische, und damit seltene Papageien-Art ist deswegen schon fast ausgerottet worden.

Königssittich: links Weibchen, rechts Männchen -- Foto: M.+K.Thiele
Verschiedene Rassen des Pennantsittichs: links weit verbreitet: Platycercus elegans elegans , rechts im Outback Victorias: P.e. flaveolus

Königssittich (Australian King-Parrot = Alisterus scapularis):

Es sind recht große Papageien, die örtlich begrenzt recht häufig vorkommen. Sie werden sehr zutraulich und finden sich auf Camp- oder Picknickplätzen ein, um sich füttern zu lassen (z.B. auf dem Campplatz des Lamington NP´s oder dem des Bunya Mountains NP).

Sie weisen einen starken Geschlechtsdimorphismus auf, d.h. die Geschlechter haben ein recht unterschiedlich gefärbtes Gefieder: Das Männchen ist rot mit grünen Schwingen (siehe Foto oben), das Weibchen ist grün mit rotem Bauch.

Wegen der langen schmalen spitz zulaufenden Flügel und des langen Schwanzes sind sie auch im dichten Regenwald geschickte und schnelle Flieger

Diese Art kommt in den regenfeuchten Wäldern des östlichen Australiens vor, von Victoria bis nach Queensland.

Pennatsittich (Crimson Rosella = Platycercus elegans):

Diese bunt gefärbten Vögel sind charakteristische Mitglieder der australischen Vogelwelt. Alle Arten haben farbige Federsäume an den sonst schwarzen Flügeldeckfedern. Weiter ist ihr langer Schwanz keilförmig abgestuft.

Sie kommen in den offenen Wäldern des östlichen regenreicheren Australiens vor. Es gibt eine Handvoll Arten, die weitere Rassen/Unterarten bilden, die sich in den Färbungen unterscheiden. Weiterhin bilden sie Hybride in den Überschneidungszonen ihrer Verbreitungsgebiete. In der Zucht lassen sich diese Bastarde sogar weiter vermehren, sie sind fruchtbar. Diese Merkmale weisen darauf hin, dass diese Vogelgruppe sich noch im Zustand der Artenaufspaltung befindet.

Die Sittiche sind ortstreu, leben in Paaren oder kleinen Gruppen. Sie suchen Futter sowohl am Boden als auch im Geäst. Sie fressen hauptsächlichen Samen und Früchte, aber auch Insektenlarven.

Pennantsittich (Crimson Rosella = Platycercus elegans) bei der Nahrungssuche im Wilson Promotory NP