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Männchen des Seidenlaubenvogels (Satin bowerbird = Ptilinorhynchus violaceus)

Von dem komplizierten Balzverhalten der Laubenvögel sind viele Vogelliebhaber fasziniert. Zusätzlich sind die Männchen auch eindrucksvolle Baumeister von Liebeslauben, denen man einen gewissen Sinn für Ästhetik nicht ganz absprechen kann.

Ökologie der Laubenvögel:

Die meisten Laubenvogel-Arten sind Bewohner des Regenwaldes Australiens und Neuguineas und ernähren sich hauptsächlich von Früchten*. (Nur die Jungen werden zusätzlich mit tierischer Nahrung zur besseren Versorgung mit Proteinen gefüttert.) Da sie dort ein überreiches Angebot an Nahrung haben, ist die Ernährung kein begrenzender Faktor bei der Jungenaufzucht. Diese muss nicht von beiden Partnern durchgeführt werden. Das Weibchen kann das allein leisten. Das Männchen ist nur für die Befruchtung nötig.

Aus Sicht der Evolution ist es ein Vorteil, wenn ein Wettstreit zwischen den Männchen herrscht und ein ausgesuchtes viele Weibchen befruchtet (Polygamie) und damit seine vorteilhaften Gene an viele Tiere der nächsten Generation vererbt. In solch einem Fall ist die Ausbildung eines auffälligen Schmuckgefieders bei den Männchen begünstigt, dessen Träger bei der Balz von den Weibchen bevorzugt wird. Nachteilig ist nur, dass dadurch das Tier auch leichter von Feinden entdeckt werden kann.

Die Männchen müssen ein exzentrisches Aussehen zeigen, da die Weibchen höchste Ansprüche stellen. Wer Vater werden will, muss zeigen, dass er auch fit genug ist, sonst wird er nicht auserwählt.

Dagegen wirkt bei den Weibchen die Selektion in eine andere Richtung. Sie müssen mehrere Wochen lang die Eier ausbrüten und unterliegen einem starken Selektionsdruck, der dafür sorgt, dass sie durch eine unauffällige Färbung getarnt sind und bleiben. Eine ähnliche Tarnfarbe kennzeichnet auch die noch nicht erwachsenen Jungvögel.

Diesen Weg haben die mit den Laubenvögeln nahe verwandten Paradiesvögel gewählt. Die Männchen besitzen nicht nur ein extrem auffälliges Schmuckgefieder, sondern sie zeigen auch ein spektakuläres Balzverhalten. Dieses ist in diesem Extrem nur möglich, wenn der Feinddruck nicht so hoch ist.

* Daneben fressen sie aber auch Kräuter, Blüten, Nektar und Insekten. Diese Ernährung ermöglicht der kräftige Schnabel, der typisch für Allesfresser ist. Im Besonderen ernährt sich der Seidenlaubenvogel im Winter stärker von Kräutern (siehe Bild ganz unten), der Gelbnackenlaubenvogel dagegen nascht gern vom Nektar der Blüten, welches der feiner gebaute Schnabel ermöglicht.

Laubenvögel ( Ptilonorhynchidae) als Architekten von Liebes-Lauben:

Welch eine geniale Lösung haben dagegen manche Laubenvögel entwickelt, um dieses Dilemma, durch Auffälligkeit lockt man Weibchen, aber auch Feinde an, aufzulösen. Das Männchen ist mehr oder weniger unauffällig gefärbt, baut aber eine gut sichtbare Liebeslaube, die er artgemäß mit Objekten schmückt. Die Ausschmückung der Laube, nicht aber das Männchen selbst dient der Anlockung von Weibchen. So kann das Männchen selbst unauffällig gefärbt sein und unterliegt keinem höheren Feinddruck. (Selbst das Männchen des Seidenlaubenvogels ist im Schatten des Regenwaldes durch sein dunkles Blau kaum zu erkennen.)

Wer nicht als buntes Werbeplakat bei den Weibchen herumstolzieren will, muss eben tricksen und seine Fitness zeigen, indem er eine protzige Liebeslaube baut.

Laube des Seidenlaubenvogels
Seidenlaubenvogel, links Männchen an seiner Laube, rechts: besonders blaue Gegenstände sucht er zum Schmücken aus

Bauen mit Naturmaterialien war gestern, heute ist Plastikmaterial in.

Der Seidenlaubenvogel als Allee-Bauer:

Die Männchen der meisten Arten bauen Alleen. Zwei Reihen von Stöckchen werden von den Männchen in die Erde gesteckt und miteinander verflochten. Die Arena davor und dahinter wird artspezifisch geschmückt. Der Grau- und der Westliche Laubenvogel dekorieren mit Knöchelchen, Schneckengehäusen, weißen Steinchen, der Seidenlaubenvogel mit blauen Früchten, Federn und vielen blau gefärbten Gegenständen des Menschen: Strohhalme, Plastikdeckel, Plastiklöffelchen o.ä. (siehe Bilder oben). Die Männchen schrecken auch nicht davor zurück, aus den Lauben der Konkurrenten die schönsten Schmuckstücke zu stehlen und für die eigene Laube zu verwenden. So kann es rangtieferen Männchen durchaus ergehen, dass Geschlechtsgenossen Bauobjekte schneller entwenden, als sie selbst neue finden können.

Dabei scheint die Farbe der Schmuckstücke mit einer charakteristischen Farbe des Männchens zu korrelieren. Der graufarbene Graulaubenvogel bevorzugt graue Schmuckstücke, der Seidenlaubenvogel, der nicht nur ein tiefblaues Gefieder, sondern auch eine blaue Iris hat (siehe Fotos), sucht sich blaue Schmuckobjekte.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8871012.html

Laubenvogel
Weibchen und Männchen des Gelbnackenlaubenvogels (Sericulus chrysocephalus = Regent Bowerbird)
Der Säulengärtner baut sog. Maibäume als Liebeslaube
Säulengärtner (Prionodura newtoniana = Golden Bowerbird) baut sog. Maibäume

Der Säulengärtner (Prionodura newtoniana = Golden Bowerbird) baut Maibäume als Liebeslaube:

Nur sehr selten entdeckt man in Australien in den Bergwäldern des nördlichen Queenslands einen Säulengärtner (Prionodura newtoniana = Golden Bowerbird). Fliegt er durch den Wald, leuchtet jedes Mal, wenn ein Lichtstrahl den Vogel trifft, sein goldgelbes Gefieder auf. Wir hatten das Glück diesen Vogel und seine Laube im Regenwald bei Paluma (nördlich von Townsville) zu entdecken und beobachten zu können. (Wegen der Seltenheit dieses Vogels haben wir auf eine aus fotografischen Gründen stärkere Annäherung verzichtet.) Er ist zwar der kleinste Laubenvogel, baut aber die größte Liebeslaube.
Er errichtet um die Stämme von Baumschösslingen aus Stöckchen zwei Türme (nach vielen Jahren Bauzeit bis zu 2m hoch), die er miteinander verbindet. Er dekoriert die Balzarena mit Flechten und mit gelben Blütenblättern. Damit gehört er zu den wenigen Architekten eines sogenannten Maibaumes. Vor seiner Liebeslaube singt und tanzt der kleine Vogel, um Weibchen anzulocken.
Hüttengärtner, die überdachte Hütten bauen, kommen nur in Neuguinea vor.

Die Lauben werden immer wieder, manchmal sogar über mehrere Generationen, verwendet.

Der Grünlaubenvögel (Ailuroedus crassirostris = Catbird) baut keine Liebeslaube:

Nur die Männchen einer Art bauen gar keine Liebeslauben. Es sind die Grünlaubenvögel (Ailuroedus crassirostris = Catbirds), Laubenvögel, die einem bei einer Wanderung durch den Regenwald durch Katzenschrei ähnliche Laute auffallen. Man hört sie häufig, sieht sie aber selten, da die Tiere gut getarnt sind. Beide Geschlechter sehen gleich aus, sie leben in Einehe und ziehen ihre Nachkommen gemeinsam auf.

Reise- und Fototipps:
In der Green Mountains Sektion des Lamington NP´s haben wir mehrere Balzlauben des Seidenlaubenvogels im Bereich der Campsite des Nationalparks gefunden. Da sie normalerweise viele Jahre Bestand haben, ist es durchaus sinnvoll den Ort anzugeben:
Alle liegen am Waldrand unter Büschen/Bäumen (leider legen sie ihre Lauben nicht so günstig für das Fotografieren an), sie sind leicht auffindbar, man hört dort die schnarrenden Geräusche des Männchens und das Blau des Schmuckes leuchtet durch das Gestrüpp hindurch.

Eine liegt gleich am Anfang beim Caravanplatz 2 im Saum zwischen der Straße und der Campsite. Eine zweite liegt am Weg von den Duschen zum öffentlichen Parkplatz im Bereich der Klärgruben. Eine dritte liegt unterhalb des Camps im Bereich des recht versteckt liegenden Backpacker-Zeltplatzes Nr. 8. Eine vierte liegt an der Straße am Rande des Waldes in Höhe der Mitte des öffentlichen Parkplatzes zwischen dem 2. und dem 3. Querbalken..
Es gibt also genügend Auswahl zur Beobachtung dieser faszinierenden Vögel.

Nicht ganz so häufig kommen die Gelbnacken-Laubenvögel zur Nahrungssuche auf die Campsite. Keine einzige ihrer Lauben haben wir gefunden. Aber regelmäßig sieht man sie im Bereich der Fütterungsfläche des O´Reilly Guesthouses.

Beobachtungen des Seidenlaubenvogels im Bunya Mountains NP.

Siehe auch Graulaubenvogel und Westlicher Laubenvogel.

Weibchen des Seidenlaubenvogels (Satin bowerbird = Ptilinorhynchus violaceus) beim Fressen von Kräutern