Ameisenigel oder Schnabeligel (Tachyglossus aculeatus = Short-beaked Echidna):
Zusammen mit dem Schnabeltier eines der seltsamsten Tiere des australischen Kontinents. Die Tiere sind zwar miteinander verwandt, beide gehören zu den Kloakentieren (Monotremen), einer uralten Basisgruppe der Säugetiere, aber ihr äußerliches Aussehen ähnelt sich überhaupt nicht.
Viele anatomische Besonderheiten hat der Ameisenigel aber mit dem Schnabeltier gemeinsam: Schädelbau, Kiefergelenk, Schultergürtel, Kloake, Haare, Fortpflanzung mittels Eier und Jungenernährung mittels Milch. Dementsprechend gehört er genau so wie das Schnabeltier zu den Kloakentieren (=Monotremen). Da diese neben eigenen Entwicklungen ein Gemisch aus Merkmalen von Reptilien und Säugern haben, da sie eine Zwischenstellung zwischen verschiedenen großen Gruppen der Lebewesen einnehmen, bezeichnete man sie auch als Brückentiere, die die Abstammung der Säuger von den Reptilien beweisen. Da man mit diesem Begriff aber eine Abstammungsreihe assoziiert, was ja nicht zutrifft, spricht man besser von Mosaikformen zwischen Reptilien und Säugern.
Ameisenigels, Merkmale, Lebensweise und Anpassungen:
Der Ameisenigel hat einen kleinen Kopf, eine röhrenförmige Schnauze und einen Stummelschwanz, Merkmale, die vom Wanderer meist nicht bemerkt werden, da sie unter dem Stachelpanzer verborgen sind. (Letzteren haben sie mit dem äußerlich ähnlich aussehenden, aber nicht verwandten Igel gemeinsam; deren Stachelpanzer sind konvergent, d.h. unabhängig voneinander entstanden.) Die Haare haben sich dabei während der Evolution zu außergewöhnlich spitzen hohlen Stacheln umgewandelt - eine perfekte Verteidigung gegen Freßfeinde wie Warane oder Dingos.
Fühlen sich die Ameisenigel gestört oder gar bedroht, so heben sie als erstes ihre Schultern und richten die Stacheln auf. Auf hartem Untergrund rollen sie sich dann zu einer Stachelkugel zusammen oder keilen sich, wenn es möglich ist, in Vertiefungen so fest, dass man sie kaum heraushebeln kann, bis nur noch die Spitzen des Stachelpanzers herausschauen (siehe Bild unten links).
Zwischen den Stacheln wachsen Haare von unterschiedlicher Länge, je kühler das Klima ihres Lebensraumes ist, desto länger sind sie und desto dichter wachsen sie. Auf Tasmanien können die Haare sogar länger als die Stacheln sein.
Mächtige Grabkrallen an den kurzen kräftigen Vorderbeinen ermöglichen ein effektives Graben auch in hartem Untergrund; so können z.B. Termitenhügel geöffnet werden. Zwei Zehen der Hinterfüße mit langen Krallen dienen der Fellpflege. Die Fortbewegung erscheint merkwürdig, denn die Zehen der Hinterfüße sind nach außen gerichtet.
Fortpflanzung des Ameisenigels:
Der Ameisenigel bringt genauso wie das Schnabeltier keine lebenden Jungen zu Welt, sondern legt jeweils ein Ei, dotterreich mit ledriger Hülle, brütet dieses in einem vorübergehend ausgebildetem Brutbeutel (entspricht nicht dem der Beuteltiere) aus und säugt darin die geschlüpften, zuerst winzigen nackten Jungen (zuerst fast noch Embryonen) mit pinkfarbener Milch (reich an roten Blutkörperchen). Dabei besitzt das Weibchen keine Zitzen, sondern nur ein Milchdrüsenfeld, von dem die Milch abtropft und vom Jungen aufgeleckt wird. Erst nach ca. 6 Wochen entwickeln dann die Jungen die charakteristischen Namen gebenden Stacheln und müssen den Beutel verlassen. Danach verbleiben die Jungen geschützt in einem Unterschlupf - 5-6 Monate lang - und werden ab und zu von der heimkehrenden Mutter gesäugt.
Die Paarung ist wohl etwa skurril bedingt u.a. durch das hinderliche Stachelkleid. Während der Paarungszeit laufen hinter einem Weibchen, das Sexuallockstoffe aussendet, mehrere Männchen her, sie bilden eine regelrechte "Karawane". Da sich diese Verfolgung über Tage, sogar über Wochen hinziehen kann, ist es für die Männchen sehr anstrengend, sie verlieren bis zu einem Viertel ihres Körpergewichtes. Nur das ausdauerndste Männchen wird "erhört".
Ist das Weibchen bereit zur Paarung, legt es sich flach auf den Boden. Nun graben die übrig gebliebenen Männchen eine Rinne um das Weibchen. Das stärkste Männchen drängelt alle anderen Konkurrenten dann aus dem Graben und legt sich dann seitlich hinter das Weibchen. Es "streichelt" nun so lange die Stacheln und das Fell des Weibchens mit seinen Hinterbeinen, bis es deren Schwanz anheben kann. Dann führt es seinen Penis in die Kloake des Weibchens ein, was auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Das Erreichen der unbestachelten Unterseite des Weibchens wird wohl durch die "Untertunnelung" des Weibchens erleichtert.
Weitere Besonderheiten zum Sexleben des Ameisenigels.
Ernährung des Schnabeligels:
Ihre Beute - Termiten, Ameisen und Insektenlarven - spüren sie mit Hilfe ihres empfindlichen Geruchssinnes und von Elektro-Sinneszellen auf, die an der Spitze der Schnauze liegen. Diese können die schwachen elektrischen Impulse, die von den Muskeln ihrer Beutetiere ausgehen, wahrnehmen. Mit der 18 cm langen klebrigen Zunge angeln sie dann ihre Beute aus deren Schlupfloch. Zwischen Hornplatten des Zungengrundes und des Gaumens werden die Beutetiere zerquetscht, denn wie bei den anderen Ameisenfressern fehlen ihnen die Zähne