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Carnarvon NP: Königsfarne oder Bootfarne ( Angiopteris evecta = King Fern ) wachsen im Ward´s Canyon

Bootfarn (King Fern oder Giant Fern= Angiopteris evecta) -
ein lebendes Fossil:

Der Boot- oder Riesenfarn (King Fern oder Giant Fern = Angiopteris evecta) gehört zu einer isolierten primitiven Gruppe der Farne: den Marattiaceen. Sie sind schon aus dem Erdaltertum bekannt, wo sie eine hohe Artenvielfalt entwickelt haben u.a. auch als Baumfarne. Angiopteris, der King Fern selbst, ist in fossilhaltigen, 200 Millionen Jahre alten Schichten Tasmaniens gefunden worden und hat sich wenig verändert. Dieser Farn ist also ein übrig gebliebener Vertreter des Gondwanalandes, ein lebendes Fossil. Man findet ihn im tropischen Asien bis in den westlichen Pazifik und im Nordosten von Australien (Daintree NP).

Aus einem mächtigen verholzten Rhizom (=Speicherwurzel) wächst ein Büschel von riesigen Blattwedeln heraus, die durchaus eine Länge von 5 - 8m erreichen können, wobei deren Stiel schenkeldick werden kann. In ihrer Jugend sind sie aufgerollt. Damit sind es die größten Farnwedel / Blätter weltweit.
Wie alle Farne vermehrt sich der Bootfarn mit Hilfe von Sporen. Auf der Unterseite der Wedel befinden sich manchmal kleine Reihen von gelbbraunen kleinen Fleckchen, die sogenannten Sori (= Haufen von Sporangien), hier werden riesige Mengen an Sporen auf ungeschlechtliche Art gebildet.
Es gibt also bei Angiopteris keine Trennung zwischen Wedel, die Fotosynthese betreiben, und denen, die die Sporen entwickeln, wie bei unserem einheimischen Königsfarn (Osmunda regalis), der zu einer moderneren Gruppe der Farne gehört.

Die Sporen werden vom Wind verbreitet, keimen sie, so entsteht ein lebermoosähnliches Pflänzchen, das sogenannte Prothallium. Erst diese Generation bildet dann die Geschlechtszellen. Erst nach der Befruchtung entsteht dann der Farn. Wir haben es hier also mit zwei Generationen zu tun, die unterschiedlich aussehen und sich auf verschiedene Art vermehren. Biologen sprechen von einem Generationswechsel. Er ist typisch für alle Farne.

Der "King Fern" ist ein typischer Bewohner des subtropischen und des tropischen Regenwaldes. Als Australien trockener und heißer wurde, musste sich der Feuchtigkeit liebende Bootfarn in Randbereiche an der Nordostküste Australiens zurückziehen. In den feuchten Tropen im Nordosten von Queensland ist er noch heute nicht selten. Südlich davon kommt er nur noch in kleinen isolierten Populationen vor. Diese Stelle im Ward´s Canyon ist die einzige, die in den trockenen Zonen Queenslands dem Farn noch eine Überlebensmöglichkeit bietet.

Ward´s Canyon in der Carnarvon Gorge:

Ward´s Canyon bietet ein kühles, feuchtes Mikro-Klima, so wie es einmal in weiten Teilen dieses Kontinentes war, als Regenwälder den Kontinent bedeckten. Essentiell für das Überleben dieses Farnes an dieser Stelle ist neben der geschützten Lage im Canyon der Bach, der das ganze Jahr über Wasser führt und für eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgt.
Denn die Farnwedel haben keinen ausreichenden Verdunstungsschutz. Bei ihrer riesigen Oberfläche würden sie bei Trockenheit so viel Wasser verdunsten, dass die Pflanze vertrocknen würde. Zusätzlich besitzen die riesigen Wedel kein verholztes Festigungsgewebe. Deswegen muss Wasser ständig zur Verfügung stehen, um die Zellen damit zu füllen, sie prall und fest zu machen (Biologen sprechen von dem Turgordruck), so dass der Blattstiel steif und der Blattwedel ausgebreitet bleibt. (Ähnlich verhält es sich bekannterweise mit dem Stängel einer Tulpe, der bei Wassermangel schlaff wird.)

Fototipp:
Nur um die Mittagszeit erreicht der Sonnenschein den Grund des Canyons. Bei Gegenlicht leuchten die Wedel des Farnes auf und heben sich besser vom dunklen Hintergrund der Canyonwand ab.

Siehe auch die Seiten: Ökologie des Regenwaldes, Artenvielfalt im tropischen Regenwald, Brettwurzeln und Stammblütigkeit, Würgefeige, Lianen, Rotangpalme, Fächerpalmen, Epiphyten, Baumfarne.

Carnarvon Gorge NP: Ward´s Canyon
Carnarvon Gorge NP: Ward´s Canyon mit seinem kühlen feuchten Microklima : Baumfarne