Termiten-Hügel im Litchfield National Park
Litchfield Nationalpark: Spinifextermiten bauen 4-5m hohe voll klimatisierte Wohnstätten

Litchfield NP: Kathedral- oder Spinifex-Termiten (Kathedral Termites = Nasutitermes triodiae)

In der Nähe des Haupteinganges des Litchfield Nationalparks befindet sich eine Überschwemmungszone, wo sich schöne Felder von Termitenbauten befinden.
Mehr am Rande der Gras bewachsenen Überschwemmungszone bauen die Spinifex- oder Kathedral-Termiten (Kathedral termites) ihre bis zu 7m hohen beeindruckenden Hügel. Sie werden in jahrelanger Arbeit von Millionen von Termiten-Arbeitern aus Lehm, Kot und Speichel aufgebaut. Der Lehm härtet durch einen Stoff im Speichel schnell aus und wird steinhart. Die Bauten dienen nicht nur als Schutz vor Feinden, sondern auch als Wetter- und Sonnenschutz. Die Termiten selbst sind schwach pigmentiert ("Weiße Ameisen") und meiden die direkte Besonnung, nur in der Dunkelheit verlassen Arbeiterinnen und Soldaten den Bau.


Hochhäuser mit perfekter Klimaanlage gebaut von winzigen Termiten (Nasutitermes triodiae)

Termiten legen ihre Bauten so an, dass Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffgehalt optimal reguliert wird - und ohne dass es viel Energie kostet. Hiervon kann ein Architekt nur träumen.

Die Klimabedingungen im tropischen Norden Australiens sind extrem. In der Trockenheit wird es sehr heiß, tags heizt sich der nur schwach bewachsene Boden stark auf, in der Nacht kühlt er stark ab. In der Regenzeit regnet es nicht, sondern es gießt in Kübeln, so dass die Mengen an Wasser nicht zügig abfließen können und in Senken große Überschwemmungen entstehen.

Trotzdem herrschen in den Termitenbauten fast immer konstante Temperaturen, meist um die 30°C mit einer hohen Luftfeuchtigkeit (fast 100% rel. Luftfeuchte).

Auch die äußere Form der Termitenbauten sorgt für ein gleichmäßiges Innenraumklima. Die Bauten bestehen aus Türmen und rippenförmigen Auswölbungen (siehe Fotos). Diese sorgen immer dafür, dass, egal aus welcher Richtung die Sonne scheint, Teile beschattet sind. (Das gleiche Bauprinzip finden wir auch bei Kakteen.)

Im Inneren ist der Bau durch ein System von irrsinnig vielen kleinen Kammern gekennzeichnet, die durch Gänge miteinander in Verbindung stehen. In den oberen Außenbereichen wird zusätzlich noch Nahrung (trockenes Gras) eingelagert. Beides wirkt isolierend.

In der Mitte ist normalerweise der Aufenthaltsbereich der Arbeiterinnen und Soldaten. Solch ein Staat von Millionen von Tieren verbraucht täglich bis zu 300 Liter Sauerstoff, die ersetzt werden müssen, damit die Tiere überleben können. Dieses wird möglich durch ein ausgeklügeltes System an Gängen und Außenöffnungen.

Im Untergeschoss - also unter der Erdoberfläche in einer Kammer leben König und Königin. Letztere macht nichts anderes, als fortlaufend Eier zu legen (10 000 Eier pro Tag). Weiter sind hier die Aufzuchtstationen für den Nachwuchs.

In der Mitte des oberirdischen Baues befindet sich ein Belüftungsschacht, in dem warme "verbrauchte" - also CO2-reiche - Luft nach oben steigt und sich in seitlichen Gängen verteilt, die in die Nähe der Außenwand des Termitenbaues führen. Dort kühlt die Luft ab und sinkt durch andere senkrechte Belüftungstunnel nach unten ab. Dabei wird durch sehr kleine Öffnungen (Poren) in der Hülle des Termitenbaues O2-reiche Luft angesaugt, so dass die "verbrauchte" Luft wiederum mit Sauerstoff angereichert bzw. erneuert wird. Anschließend gelangt diese O2-reiche kühlere Luft in die Keller des Termitenhügels, d.h. also zu den wichtigsten Wohnstätten der Insekten.

Sollte die Gefahr bestehen, dass der Bau überhitzt bzw. zu stark abkühlt, so erweitern bzw. verschließen die Termiten manche Belüftungsschächte, um die Temperatur im Bau konstant zu halten. Bei einem Absinken der Luftfeuchtigkeit im Bau, sind die Termiten in der Lage, Grundwasservorräte aus größerer Tiefe in ihren Bau zu befördern. Dazu haben sie besondere Gänge gegraben, die bis in eine Tiefe von 30m reichen können.

Bei Bedarf wandern die Tiere noch innerhalb dieses Baues umher, sie halten sich immer dort auf, wo die für sie optimalen Bedingungen herrschen.

Reisetipp und Fototipp:
Hinter der Einfahrt in den Litchfield NP von Batchelor aus trifft man nach 35km auf ein Feld von Kompass-Termiten (Magnetic Termite Mounds). Diese kann man aus einer - mir viel zu großen - Entfernung von einer Terrasse aus bestaunen.
Am Rande dieses Feldes befinden sich aber viele beeindruckende Bauten von Spinifextermiten (siehe Fotos). Am günstigsten ist es aber, auf der anderen Seite der Straße durch die offene Savanne zu streifen. Dabei sollte man aber die Orientierung nicht verlieren und den lockeren Kontakt zur Straße halten und auf Schlangen achten. Am Parkplatz sind Tafeln mit interessanten Informationen vorhanden.

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Termitenhügel im Litchfield NP
Litchfield Nationalpark: Das typische faltige Aussehen eines riesigen Termitenhügels der Spinifex-Termiten