Bauten der Kompasstermiten (Magnetic Termites = Amitermis laurensis):
Erinnerungen an moslemische Friedhöfe mit Stelen werden wach, wenn man am Morgen durch diese Felder von Termitenhügeln wandert. Nur in einem eng umgrenzten Bereich in der Nähe Darwins findet man diese beeindruckenden Bauten.
Grasige Ebenen, die während der Regenzeit geflutet sind und in der Trockenzeit austrocknen, werden von den Kompasstermiten (Amitermes meridionalis und A. laurensis) besiedelt, die ihre brettartigen Bauten in Nord-Süd-Richtung ausrichten.
Vorteile der Bauweise der Termitenhügel in Nord-Süd-Richtung:
Um die hohe Produktion an Gras nutzen zu können, müssen diese Termiten die hier harschen Umweltbedingungen meistern. Sie lieben konstant warme Temperaturen von ca. 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit von fast 100%. Aber hier finden sie in der Regenzeit zeitweise geflutete Grasflächen vor, in der Trockenzeit aber kalte Nächte und sehr heiße Tage. Andere Termitenarten benutzen deswegen ihren Keller im Untergeschoß ihrer oberirdischen Bauten. Nur ist dessen Anlage in diesem Biotop nicht möglich, da diese Grassavanne während der Regenzeit zeitweise überschwemmt ist (kleines Bild unten links: ein Sockel, aber kein Untergeschoss ist zu finden).
Allgemein bauen und belüften Termiten ihre Bauten so, dass dort für sie immer ideale Temperaturen herrschen. Dementsprechend nahm man auch an, dass diese Bauweise der Regelung der Temperatur dient, was auch nicht unlogisch erscheint. Die Insekten können immer dorthin wandern, wo für sie die optimale Temperatur ist. Am Morgen auf die östliche Seite, die von der Morgensonne schnell aufgewärmt wird. Am Abend auf die westliche, da dann diese von der Abendsonne beschienen wird. Da mittags durch den geringen Querschnitt bei senkrecht stehender Sonne die besonnte Fläche nur gering ist, wird eine Überwärmung verhindert.
Das scheint logisch zu sein, es ist aber nicht der wahre Grund:
Während der Überschwemmungszeit können die Insekten ihre Hügel nicht verlassen, um Nahrung zu sammeln. Sie würden ertrinken, Nur ein Vorrat an Pflanzenmaterial ermöglicht eine Ernährung, die aber trocken gehalten werden muss, bei nasser oder feuchter Umgebung würde sie verschimmeln.
Vergrößert man aber die Ost- und Westseiten des Baues, so wird die Fläche größer, die von Morgen- bzw. Abendsonne beschienen und erwärmt wird. Die Bauten trocknen schneller aus. Die Vorräte bleiben trocken genug.
Süd- und Nordfront kann in der Ausdehnung sehr gering gehalten werden, da die Sonne nie aus dem Süden und aus dem Norden nur fast senkrecht scheint. Bei diesen Vorgaben entsteht automatisch solch eine in der Nord-Südachse ausgerichtete Brettform.
Die Frage bleibt, woher wissen die Tiere, wo Norden, wo Süden ist.
Nach ca. 50 Jahren stirbt die vom Legen der Eier erschöpfte Termitenkönigin. Dadurch siecht der ganze Staat dahin. Häufig erobern dann Ameisen - die größten Feinde der Termiten - die Bauten und erbeuten die letzten noch vorhandenen Termiten-Puppen und -Larven. Der Termitenbau kann nicht mehr erhalten werden, meist bricht er dann in der Regenzeit zusammen und zerfällt (Bild Mitte links).