Shipwreck Coast und Bay of Islands Coastal Park:
Die Küste zwischen dem Cape Otway und dem Städtchen Port Fairy wird Shipwreck Coast (=Küste der Schiffwracks) genannt. Mindestens 80 Schiffe sind im 19. Jahrhundert hier gesunken. Ein Teil dieser Küste wird im "Bay of Islands Coastal Park" geschützt, ein wenig bekannter Nationalpark, der westlich von Peterborough liegt.
Im 19. Jahrhundert wuchsen die englische Kolonien von Victoria und New South Wales. Sie mussten von England aus versorgt werden. Dazu wurden Segelschiffe eingesetzt. Sogar noch am Ende dieses Jahrhunderts konnten die Windjammer im Massenguttransport (Kohle und Wolle) der Konkurrenz der Dampfer trotzen, da die letzteren auf langen Strecken wegen des hohen Brennstoffbedarfs nicht ökonomisch eingesetzt werden konnten.
Segelschiffe mussten aber vorherrschende Windrichtungen und Meeresströmungen nutzen, um schnell voran zu kommen. Deshalb nahmen diese nicht die kürzeste Verbindung, sondern segelten von England aus durch den Kanal über die Kapverden unter Ausnutzung der Strömungen des Atlantiks und des Nordostpassates erst einmal nach Südamerika (Rio de Janairo), von da aus an der Küste entlang in den Bereich zwischen den 40. und 50. Breitengrad. Hier wehen über das ganze Jahr ständig Winde aus westlicher Richtung. Sie sorgen für Regen, hohen Seegang und werden häufig zu starken Stürmen. Dieser Teil der Reise war zwar sehr gefährlich, aber man kam schnell voran. Die "Roaring Forties" (engl.= Brüllende Vierziger), wie sie genannt wurden, waren Fluch und Segen zugleich.
Da man von Südamerika auf kein Land traf, mussten sich die Steuerleute bei der Navigation auf Messungen mit dem Sextanten zur Ortsbestimmung (Längen- und Breitengrad) verlassen. Das ist aber nur möglich, wenn der Stand der Sonne bestimmt werden kann. Sollte die Fahrt glücken, mussten sie sogar das Nadelöhr der Bass Strait (= Meeresgebiet zwischen Australien und Tasmanien) treffen .
Hier trafen die Schiffe aber häufig auf rauen Seegang oder sogar Sturm verbunden mit dichtem Nebel, der die Orientierung unmöglich machte. Bei tückischen Winden und Strömungen zerschellten viele der Schiffe an unter Wasser befindlichen Felsen und Riffen bzw. sogar an den steil aufragenden Kliffs des Festlandes.
Zu den bekanntesten Schiffen, die hier unter gingen, gehören die Loch Ard (gesunken 1878) und die Halladale (gesunken 1908).