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Freesien als Neophyten in Südaustralien
Freesien (Freesia Hybride) aus Südafrika eingeführt und verwildert im Yanchep NP

Neophyten (Weeds = Unkräuter) + Neozoon in Australien:

Freesia-Hybriden fanden wir 2008 in Form von dichten Teppichen im Buschland des Yanchep Nationalparks. Es stammt aus Südafrika. Eingeführt hat man es als dekoratives Element für Blumengärten. Verwildert breitet es sich in Buschlandschaften und Dünen im gesamten temperierten Australien aus und verdrängt einheimische Arten. Deswegen ist es in den Katalog der australischen Unkräuter (weeds) aufgenommen worden und wird bekämpft.

Die Siedler des 19. Jahrhunderts empfanden die australische Landschaft als zu eintönig, die Fauna und Flora zu karg und zu wenig unterhaltsam und sehnten sich nach der Situation ihrer englischen Heimat zurück. Deswegen unternahmen sie einige Anstrengungen, um das zu ändern. Insbesondere errichteten sie botanische Gärten, um herauszufinden, welche Pflanzenarten beim vorhandenen Klima gedeihen. Dabei blieb es aber nicht. Sie gründeten Anpassungsgesellschaften (Acclimatization Society) und führten fleißig fremde Pflanzen und Tiere ein, ohne zu ahnen, welche Folgen das für die einzigartige einheimische Flora und Fauna haben würde.


Bekanntestes Beispiel ist die Einführung der Wildkaninchen durch einen victorianischen Landbesitzer aus Winchelsea, südwestlich von Melbourne. Weil er etwas zum Schießen haben wollte, importierte er 1859 24 Wildkaninchen und ließ sie frei. Wegen der seit Millionen von Jahren währenden Isolierung gibt es weder Feinde noch Parasiten, die die Populationsentwicklung der importierten Tiere kontrollieren und begrenzen könnten. Sprichwörtlich wie die Kaninchen konnten diese Tiere sich ungehemmt vermehren, so dass sie die Landschaft durch ihre Fresslust veränderten und verwüsteten. Erst durch die Einführung der Viruskrankheit Myxomatose - sie ist artspezifisch und befällt ausschließlich Kaninchen - konnte die ungehemmte Vermehrung gestoppt werden. Die wenigen Tiere, die diese Krankheit überlebt haben, sind nun aber resistent gegen diese Krankheit und konnten sich nun stark vermehren. Heutzutage ist man gezwungen, wiederum nach einem geeigneten Mittel gegen die Kaninchen-Plage zu suchen.


Verheerend war auch das Aussetzen von Katzen und Füchsen, die sich nicht nur sehr wohl in allen Landschaften fühlen, sondern auch die Bestände der kleinen Beutler stark dezimieren. Man versucht deren Bestände durch Auslegen von vergifteten Ködern zu dezimieren, die mit einheimischen Pflanzengiften präpariert sind, an die die fleischfressenden Beuteltiere gewöhnt sind. Neuerdings sollen sogar heimlich Füchse nach Tasmanien importiert worden sein, wo sie bisher zum Glück für die Fauna gefehlt haben.

Infos über das sogenannte Projekt Eden auf der Peron Halbinsel mit dem Ziel, in einem begrenzten Gebiet die Populationen heutzutage seltener Beutler durch die Auslöschung der eingeführten Säuger wieder zu beleben.

Erst in den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts hat man die Aga-Kröte in Nordqueensland eingeführt, um Parasiten des Zuckerrohres (Zuckerohr-Käfer) zu bekämpfen. Diese hat aber vorgezogen, einfacher zu erreichende Beute zu machen: alles einheimische Kleingetier. Die Vermehrung dieser Kröte ist so ungehemmt, dass sie sich jetzt schon bis Darwin ausgebreitet hat. Zusätzlich produzieren die Kröten in den Drüsen hinter dem Auge ein Herz-Gift, so dass viele größerer Räuber, sogar Krokodile, durch das Fressen von Kröten sterben. (Jede Kröte, warzige Haut, hinter den Augen die Wülste der Giftdrüsen, die man bei Dunkelheit antrifft, ist in Australien eine Aga-Kröte.) Dadurch hat sich die Aga-Kröte zu einer der größten Plagen Australiens entwickelt.


Gleiches gilt für Pflanzen. Europäische Brombeeren wurden z.B. im 19.Jahrhundert ausgewildert und verdrängen jetzt die einheimischen Himbeer-Arten. Eingeführte Feigenkakteen - Opuntien - haben sich am Beginn des 20. Jahrhunderts wie die Pest verbreitet, machten schon um die Jahrhundertwende Millionen von Hektar Weideland unbrauchbar und konnten nur mühselig durch Einfuhr einer argentinischen Motte bekämpft werden, die Löcher in die Opuntien-"Blätter" frisst, so dass Bakterien die "Blätter" zum Verfaulen bringen.

Es ist erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis die Menschen ihre Lektion gelernt haben. Für viele eingeführte Lebewesen (Neozoen = eingebürgerte Tiere, Neophyten = eingebürgerte Pflanzen) ist Australien trotz seiner harschen Umweltbedingungen ein Paradies, da es für sie keine Feinde gibt.

Ein weiteres invasives Unkraut:
Wegerich-Natternkopf (Echium plantagineum = Paterson´s Curse)

Zu den Garten-Flüchtlingen gehören auch die verschiedenen Gazania-Hybriden (Mittagsblumen oder Mittagsgold - die Blüten sind nur bei Sonnenschein geöffnet), die im Süden Australiens an Straßenrändern und in Dünen zu finden sind. Es sind Korbblütler, die aus Südafrika stammen. Auch in Deutschland finden wir diese dekorativen Pflanzen in Gärten, nur sind sie nicht winterhart und müssen jedes Jahr erneuert werden.

Diese Mittagsblumen sind mehrjährig, sehr widerstandsfähig gegen salzhaltige Meereswinde, extremer Trockenheit und gedeihen auch in sehr armen sandigen Böden. Dadurch sind sie perfekte Eindringlinge in Küstenregionen, bilden dichte Polster und Matten und verdrängen dadurch einheimische Pflanzen. In ihren gelben, weißen, roten oder gestreiften Blüten produzieren sie eine große Anzahl von Samen, die vom Wind verbreitet werden.

Mittagsblumen als invasive Neophyten in Südaustralien
Mittagsblumen-Hybriden (Gazania) als invasive Unkräuter im südlichen Australien