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Winkerkrabbe, Uca, beim Winken
Winkerkrabbe (Orange-clawed Fiddler Crab = Uca dussumieri ?) beim Winken

Tiere der Mangrove:
Winkerkrabben, Fiddler Crab, Uca coarectata

Mit dem Zurückweichen des Wassers bei Ebbe werden Krabben mit einer großen leuchtend rot gefärbten Schere (entweder "Rechts- oder Linkshänder) und zwei nach oben gerichteten Stielaugen sichtbar. Mit ihren Augen können sie außergewöhnlich gut Bewegungen erkennen (Komplexaugen sind spezialisiert auf das Bewegungssehen) und verschwinden blitzschnell in ihren Höhlen, wenn sie einen Feind sich nähern sehen. Es sind Winkerkrabben (fiddler crap).

Atmung der Winkerkrabben:

Sie können sich recht lang an der Luft aufhalten, in den großen seitlich am Körper gelegenen Kiemenhöhlen befindet sich Wasser, das durch Kontakt mit der Luft mit Sauerstoff angereichert wird.* Zur Erneuerung des Wassers müssen sie ihre Wohnröhre aufsuchen, die bis zum "Grundwasser" reicht. Dementsprechend können die Winkerkrabben nicht längere Zeit im Wasser (z.B. in einem Aquarium) überleben, sie ertrinken.

* Ein Ast des zweiten Kieferfußes - dieser ist nicht sichtbar, da er nach außen von dem dritten Kieferfuß abgedeckt wird - treibt durch seine Bewegung das in der Atemhöhle vorhandene Wasser heraus und lässt es vom Mundfeld über die Unterseite des Carapaxes in sehr feinen Rinnen nach hinten rieseln. Dort tritt es wieder durch Öffnungen in die Atemhöhle ein. Durch diesen Kontakt mit der Luft wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Da dabei ein geringer Teil des Wassers verdunstet, muss dieses ab und zu erneuert werden.

Werbung und Kampf um Weibchen bei Winkerkrabben:

Bei der Werbung und beim Vertreiben von Rivalen setzen Winkerkrabben-Männchen großes Gerät ein:
Die Winkerkrabben haben eine riesige, auffallend gefärbte Schere, mit der sie auf arttypische Weise winken. Das geschieht durch Auf- und Abbewegen oder durch weitausholendes Winken mit der großen Schere. Dadurch versuchen sie Weibchen (nur kleine Scheren) anzulocken. Fühlt sich eines angesprochen und ist "willig", so nähert es sich und folgt dem Männchen in dessen Schlammhöhle, wo dann die Begattung stattfindet. Dabei konnte man mit Hilfe von Attrappenversuchen nachweisen, dass folgendes für den Erfolg der Männchen ausschlaggebend ist: Der mit der höchsten Winkfrequenz und der mit der dicksten Schere kann die meisten Weibchen in seine Höhle locken. Gleichzeitig wirkt solch ein großes Gerät am stärksten, wenn um das Männchen herum Tiere mit kleineren Scheren ihre Wohnhöhle/Revier haben.

Zur Vertreibung von Nebenbuhlern dient das gleiche Verhalten. Lässt sich ein Rivale durch das Winken und die Größe der Winkschere nicht abschrecken, so kommt es zum ritualisierten Kampf: Zuerst versucht jeder den anderen mit Hilfe der Winkschere wegzuschieben oder wegzuschubsen. Zum Schluss versucht jeder den anderen zu fassen und nach hinten wegzuschleudern. (Siehe Fotos von Uca tangeri)

Ernährung:

Mit der kleinen Schere nehmen sie eine kleine Schlammportion auf, trennen einzellige Algen und Detritus - ihre Nahrung - mit Hilfe hoch komplizierter Mundwerkzeuge von den Sandkörnchen ab. Zurück bleibt ein Kügelchen Sand.

Am Beginn der Flut baggern sie ihre Wohnhöhle aus, fressen noch einmal kurz und verschließen danach ihre Wohnhöhle, ehe die Flut sie erreicht.

Da alle Winkerkrabben ein sehr ähnliches Verhalten aufweisen, möchte ich auf die folgende Seite hinweisen, in der manches am Beispiel der Europäischen Winkerkrabbe genauer beschrieben ist:

Fotos, Verhalten und Erklärungen zur Europäischen Winkerkrabbe (Uca tangeri)

Winkerkrabben, ein Leben im Watt
Winkerkrabbe (Fiddler Crab = Uca dussumieri ?), links an der Höhle, rechts mit regenerierter Schere

Täuschen und Betrügen bei Werbung und Revierkampf:

Beim Betrachten der Männchen einer Population fallen Tiere auf mit etwas anders gebauter Schere: Das Außenskelett der Schere scheint nicht so dick zu sein. Dann sind alle Zähne und Höcker nur schwach oder gar nicht ausgebildet (siehe kleines Bild oben rechts).

Die Zusammenhänge sind bei der nahe verwandten Art Uca mjoebergi erforscht worden:
Es sind Scheren in "Billigbauweise". Sie werden nach dem Verlust einer Winkschere hergestellt. Solch ein Verlust ist z.B. bei einem heftigen Rivalenkampf möglich. Die Regeneration in einer Billigbauweise erspart den Tieren Baumaterial und Energie. Und damit haben sie noch Erfolg, damit können sie bluffen, denn andere Männchen können diese nicht von normal gebauten Scheren unterscheiden. Viele Kämpfe finden ja erst gar nicht statt, da eines der Tiere beim Demonstrieren der Winkschere erkennt, dass die des anderen größer ist. Daraus schließt es, dass dieses Männchen auch stärker ist, und macht sich davon. Nur bei einer wirklichen Auseinandersetzung nutzt diese billig hergestellte Klaue gar nichts. Der Bluff wird enttarnt, nur der wirklich Stärkere gewinnt.

Anpassungen des Schlammspringers (mudskipper = Periophthalmus)

Ein Fisch im Trocknen? Ein Fisch, der mit dem Zurückweichen des Wassers nicht mit abwandert? Ja, Schlammspringer (mudskipper) können sogar eine Zeit lang an der Luft atmen. Die Kiemenhöhlen sind stark vergrößert, in der unteren Hälfte befinden sich Kiemen in einem Wasservorrat, in der oberen ist Luft (durch Luftschnappen wird sie erneuert), wodurch das Wasser immer wieder mit Sauerstoff angereichert werden kann. Aber ab und zu muss er zurück in seine von ihm geschaffene Badewanne mit Restwasser, um den Wasservorrat zu ergänzen bzw. auszutauschen. Zusätzlich atmet er durch die Haut, er hält sie durch seitliches Wälzen im Schlamm immer feucht und damit gasdurchlässig.

Die Augen stehen als Glupschaugen ab und ermöglichen eine Rundumsicht. Durch ihre abgeflachten Linsen sind diese schon an das Landleben angepasst und ermöglichen ein Sehen an der Luft. Kommt ein Feind zu nah, so verschwinden sie entweder im Trichter, in dem sich die Öffnung zur Wohnhöhle befindet oder sie hüpfen beeindruckend geschickt, manchmal sogar auf der Wasseroberfläche, den Schwanz als Sprungfeder nutzend davon. Kommt ein Artgenosse zu nah, dann drohen sie sofort durch Aufrichtung der Rückenflosse.

Wattkrabbe und Schlammspringer, Periophthalmus
links: Wattkrabbe, rechts Schlammspringer (mudskipper - Periophthalmus spec.)

Im linken Bild eine Wattkrabbe (wohl Macrophthalmus = Mudflat Sentinel Crab), die zu Tausenden in den wirklich schlammigen Bereichen des offenen Wattes vorkommen. Man erkennt sie kaum, da sie meist über und über mit Schlamm bedeckt sind. Nur die Stielaugen schauen dann daraus hervor. Beide Scheren sind gleich groß, das fotografierte Tier hatte eine davon verloren.

Fototipp:
Es ist natürlich am günstigsten, sich im Watt auf die Lauer zu legen. Man braucht dazu aber sehr viel Geduld - man muss auf das Wiedererscheinen der Tiere warten und sollte sich gut vor Mücken schützen.
Das große Winkerkrabben-Bild ist im Watt von Turkey Beach in der Nähe der Stadt City of 1770 entstanden. Besonders aktiv gewinkt hat es aber nicht.
Geeignete Stellen zum Fotografieren zu finden, ist schwer. Wer bringt schon die Geduld auf, in der Sonnenglut im Schlick des Wattes auf das Hervorkommen der Tiere zu warten. Hier fand ich eine Stelle, wo Schlick an Sand angrenzte und wo trotzdem ein Mangrove-Baum Schatten lieferte. Ein Campingstuhl machte das lange Warten erträglich. Optimal ist die Zeit am Beginn der Ebbe, die Tiere sind hungrig und kommen schneller nach einer Störung aus ihren Bauten heraus (Foto mit 300mm Objektiv aufgenommen), trotzdem braucht man viel Geduld.

Schlammspringer kommen in Europa nicht vor, aber eine Winkerkrabben-Art in den Wattflächen der Algarve (im Osten der Algarve in Portugal).

Fotos, Verhalten und Erklärungen zur Europäischen Winkerkrabbe (Uca tangeri):

Europäische Winkerkrabbe : Uca tangeri in Drohstellung
Die Europäische Winkerkrabbe (Uca tangeri) droht einem Rivalen genau so wie alle anderen Winkerkrabben-Arten