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Weißohr-Honigfresser (White-cheeked Honeyeater = Phylidonyris nigra)
Weißohr-Honigfresser (White-cheeked Honeyeater = Phylidonyris nigra)

Honigfresser (Meliphagidae) in Australien:

In allen tropischen Erdteilen haben sich Vögel entwickelt, die sich auf den Besuch von Blüten und auf das Trinken von Nektar spezialisiert haben. In Amerika die Kolibris, in Afrika die Nektarvögel, so in Australien die Honigfresser (Meliphagidae) (hinzu kommen noch einige Nektar fressende Papageienarten). Aber im Gegensatz zu der afrikanischen Gruppe der Nektarvögel und besonders der amerikanischen Gruppe der Kolibris haben sie nicht den hohen Grad der Spezialisierung erreicht, was besonders die Nahrungsspezialisierung und die Flugleistung angeht.
So sind Nektarfresser nicht imstande, wie die Kolibris frei vor einer Blüte in der Luft schwebend ganz gezielt den Nektar einer Blüte auszubeuten. Sie sind gezwungen, sich auf einen benachbarten Ast oder Zweig niederzulassen, um von dort durch mehr oder weniger starke Verrenkungen die Blüten auszubeuten. Da Bäume und Sträucher diesen Blütenbesuchern besonders geeignete Sitzstangen bieten, sind diese für die Bestäubung von Honigfressern besonders geeignet.

Anpassungen der Blüten an die Bestäubung durch Vögel:

Blüten, die sich durch den Bau ihrer Blüten in der Bestäubung nur auf Vögel konzentriert haben, gibt es in Australien selten (z.B. Känguru-Pfote). Die Blüten von sogenannten Vogelblumen sind dann lang und röhrenförmig, die Farbe ist ein reines Rot. Vielmehr ist der Typ der Bürstenblüte weit verbreitet, die Blütenblätter fehlen oder sind nur unscheinbar, dafür sind die Staubblätter sehr lang, in ihrer Zahl stark vermehrt und kräftig gefärbt. Um genügend sichtbar zu werden, sind viele Blüten zu einer optischen Einheit zusammengefasst.
Da Vögel nur schlecht riechen können, sind Vogelblumen im Allgemeinen geruchlos. Die Blüten werden mit Hilfe der Augen von den Honigfressern gefunden. Für den Bestäubungserfolg der Blüten spielen deren Farbe und Form eine wichtige Rolle, denn die Vögel haben ein gut entwickeltes Formen- und Farbensehen, das dem unseren ähnelt. Nur ist das Vogelauge gegenüber Rot wohl viel empfindlicher. Deswegen haben Vogelblumen häufig ein reines Rot als Farbe.
(Das Auge der Insekten hingegen ist gegenüber einem reinen Rot unempfindlich, sie verwechseln es mit Schwarz. Alle roten insektenblütigen Blumen reflektieren neben dem Rot noch eine andere Farbe, wie beim bekannten Beispiel der Mohnblüte, die neben Rot noch Ultraviolett reflektiert, was wir Menschen bekanntlich nicht mit unserem Auge wahrnehmen können.

Anpassungen der Honigfresser an ihre spezielle Nahrung:

Nektar enthält nur Kohlenhydrate, damit können die Tiere also ihren Energiestoffwechsel unterhalten, ihren Baustoffwechsel aber nicht, denn dazu benötigen sie Proteine in der Nahrung. Dieses gilt besonders auch für die Versorgung der Jungen, die für ihr Wachstum unbedingt große Mengen an Eiweiß in ihrer Nahrung benötigen. Diesen Bedarf decken sie durch Aufnahme anderer Nahrung.

Die australischen Nektarfresser kann man nach der zusätzlichen Nahrung in drei Gruppen aufteilen.
1) Diejenigen, die sich sehr stark auf das Aufsaugen von Nektar spezialisiert haben wie z.B. die Spinebills oder die eigentlichen Honeyeater (Acanthorhynchus- oder die Phylidonyris-Arten - siehe Bilder - siehe Fotos auf diese Seite).
2) Dann die Arten, die zusätzlich Insekten fressen wie z.B. der Miner (Manorina-Arten) und der häufig vorkommende Blauohr-Honigfresser (Blue-faced Honeyeater, Entomyzon cyanotis).
3) Die Honigfresser, die zusätzlich Früchte fressen wie z.B. der Singing Honeyeater (Lichenostomus).
Die Grenzen sind aber nicht scharf, alle Arten suchen sich die Nahrung nach dem jeweiligen Angebot aus, aber der Schwerpunkt liegt je nach ihrer Anpassung verschieden.

Bei allen geht es auch um die Verfügbarkeit von Nektar über das Jahr hinweg. Nur dort, wo auf Grund des tropisch feuchten Klimas während des ganzen Jahres genügend Nektar tragende Blüten vorhanden sind, können Honigfresser vorkommen, die sich hauptsächlich von Nektar ernähren. Zu dieser höher spezialisierten Gruppe gehören auch die Vertreter der Gattung Phylidonyris und Acanthorhynchus - siehe Bilder auf dieser Seite.

Diese Gruppe ist gekennzeichnet durch einen langen, häufig gebogenen Schnabel, der es ermöglicht, auch den Nektar von röhrenförmigen Blüten zu erreichen. Mit Hilfe der Zunge, die eine pinselförmige Spitze hat, kann der Nektarfresser Flüssigkeiten auftunken. Dabei können sie die Zunge außerordentlich schnell hin- und her bewegen, so dass das Auftunken effektiv ist und eine Blüte innerhalb einer Sekunde frei von Nektar ist. Genauso wie Kolibris sind Vertreter dieser Gruppe sehr aggressiv gegen Artgenossen, die aus dem Revier getrieben werden.

Das Männchen des Weißohr-Honigfressers (White-cheeked Honeyeater)(siehe Bild oben) verteidigt aggressiv während der Brutsaison sein Territorium. Diese Art kommt sowohl im Osten wie auch im Südwesten Australiens vor und ist dem Neuholland-Honigfresser sehr ähnlich. Diese Arten ergänzen ihre Nektar-Nahrung durch das Fressen von kleinen Insekten.

Der Rotnacken-Honigfresser (Eastern Spinebill) (siehe Bild unten) ist einer der kleinsten Honigfresser, der im Südosten Australiens beheimatet ist. Im Sommer wandern viele der Vögel in die Berge, dem Winter entfliehen sie und halten sich dann im Flachland in Gärten etc. auf. Sie sind anpassungsfähig und besuchen neben einheimischen auch eingeführte Vogelblumen, um von deren Nektar zu leben. Auch sie ergänzen ihre Nahrung durch kleine Insekten, deren Larven, Spinnen und andere Kleintiere.
Die Geschlechter sehen unterschiedlich aus, die Männchen sind auffallend gefärbt (siehe Bild), die Weibchen sind unscheinbarer mit gelblichen Bauch und dunklem Rücken.
Im Bild unten nutzt eine Rotnacken-Honigfresser den Nektar der Blüten eines Zylinderputzers (Bottle Brush = Callistemon spec.)

Blüten besuchende Vögel und Schmetterlinge
Bild rechts: Giant Birdwing

Giant Birdwing, ein Schmetterling beim Trinken von Nektar:

Interessant ist hier, dass der hier besuchte blühende Busch (Bild oben) von Vögeln und von Schmetterlingen besucht wird. Die Vögel tunken mit dem pinselförmigen Ende der Zunge Nektar auf, Schmetterlinge saugen den Nektar aber durch eine enge Röhre auf (siehe Bild). Die Konsistenz des Nektars hängt vom Zuckergehalt ab. Wir kennen das vom Honig, der bei sehr hoher Zuckerkonzentration sehr zähflüssig ist. Durch die enge Röhre ihres Rüssels können Schmetterlinge aber nur dünnflüssigen Nektar aufsaugen - er darf höchstens eine Zuckerkonzentration von circa 40% aufweisen. Durch Auftunken können die Vögel aber auch Zuckerlösungen mit höherer Konzentration und höherer Zähflüssigkeit aufnehmen. Ist die Zuckerkonzentration wie bei diesen Blüten nicht so hoch, so erfordert es für den Vogel mehr Arbeit, d.h. einen größeren Energieverbrauch, um die benötigten Nahrungsmengen aufzunehmen

Rotnacken-Honigfressers (Eastern Spinebill = Acanthorhynchus tenuirostris) , Männchen
Rotnacken-Honigfressers (Eastern Spinebill = Acanthorhynchus tenuirostris) , Männchen